Weg-Wort vom 9. Juni 2009
Sich wehren und kreative neue Wege!
Einer Mitarbeiterin, die über zwanzig Jahre bei der gleichen Firma
gearbeitet hat, soll gekündigt werden. Alle haben sie gern. Der Personalchef
drückt sich vor dem Entlassungsgespräch und delegiert es. Und dieser Mensch
kommt zu mir und beklagt sich darüber.
Ich verstehe ihn und erzähle ihm die Geschichte von Rabbi Josef Ber
Soloweiczyk von Brest-Litowsk. Der Gemeindevorstand wollte den
Synagogendiener absetzen und bat den Rabbi, dem Diener die Kündigung
mitzuteilen. Da sprach der Rabbi:
Ich werde es nicht tun. Ich will euch dafür ein Gleichnis erzählen: Wisst
ihr, warum Gott selber Abraham befahl, seinen Sohn Isaak zu opfern, warum er
ihm den Befehl nicht durch einen Engel ausrichten liess? Nun: Gott hat
tatsächlich versucht, einen Engel zu beauftragen. Der aber sprach: Willst
du einen Menschen schlachten, dann bemühe dich selbst!
Wir werden hellhöriger und feinfühliger, wenn wir uns den Menschen stellen,
denen wir schwere Botschaften zu übermitteln haben. Wir finden vielleicht
dann auch andere Lösungen.
Wie in jenen Unternehmen, wo eine Abteilung aus Spargründen zwei Mitarbeiter
schicken sollte. Die Mitarbeiter haben sich zusammengesetzt, ihre Lohnbezüge
auf den Tisch gelegt und eine neue Verteilung besprochen, die es möglich
machte, dass die zwei Mitarbeiter bleiben konnten.
Der menschliche Faktor kommt dann ins Gespräch, wenn wir uns den Menschen
stellen und sie zum Mitdenken und Mitmachen motivieren. Letztendlich hat ja
dann auch Gott auf Abraham gehört und auf die Opferung des Isaak verzichtet.
Jemanden umstimmen und kreative neue Wege sind möglich, wenn wir aufeinander
eingehen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
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