Weg-Wort vom 19. September 2011
Red und Antwort
Vor den Wahlen müssen die Politikern jetzt wieder bei jeder Gelegenheit
Auskunft geben über ihre politischen Ansichten und Ziele. Sie tun das gerne,
um beim Stimmvolk ihre Wahlchancen zu erhöhen.
"Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung
fragt, die euch erfüllt". Diese Aufforderung steht im ersten Petrusbrief (1
Petr. 3,15). Bei denen, die damals nach der Hoffnung fragten, ist an Richter
und Beamte denken. Denn es gehörte zu den Erfahrungen der ersten Christen,
dass sie vor die Gerichte zitiert wurden. Wir können aber auch weniger
dramatisch an persönliche Freunde und Feinde denken, die neugierige,
interessierte oder feindselige Fragen stellten. In jedem Fall wird aber nach
der Hoffnung gefragt. Sie wird hier als der Kern des christlichen Glaubens
gesehen.
Das Problem liegt heute eher darin, dass wir in unserem Alltag kaum nach
unserer Hoffnung gefragt werden. Wahrscheinlich müssen wir beschämt zugeben,
dass wir uns im Lebensstil zu wenig von unserer Umgebung unterscheiden.
Die Frage nach der Hoffnung wird heutzutage in den seltensten Fällen direkt
gestellt. Sie kleidet sich eher in Unterfragen wie: Warum gehst du in die
Kirche? Warum heiratet ihr kirchlich? Weshalb engagierst du dich
ehrenamtlich? Wo holst du dir die Kraft dazu?
Zu wenige trauen sich zu, bei diesen Alltagsfragen Rede und Antwort zu
stehen. Sie schweigen lieber. Das gilt am Arbeitsplatz und im Freundeskreis,
ja am Familientisch. Dabei entsteht der Eindruck, dass die überzeugten
Christen nur noch ein kleines Häuflein, eine verschwindende Minderheit sind.
Nicht Redegewandtheit und missionarischer Eifer sind gefragt, sondern der
Mut, zu unserer eigenen Glaubenserfahrung zu stehen. Es bleibt auch heute
dabei: Lebt so, dass Ihr gefragt werdet! Und dann: Seid stets bereit, jedem
Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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