Das Weg-Wort Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 18. Dezember 2019
Göttliche Aura!
Gedanken zu unserer Krippe
Evangelistar von Speyer, um 1220,
Badische Landesbibliothek Karlsruhe
Solche Darstellungen haben Sie bestimmt schon gesehen: Jesus Christus,
umgeben von einer Mandorla, einer Aura dem Ausdruck göttlicher Heilskraft.
Auch die Krippe in unserem Raum der Stille zeigt das Jesuskind inmitten
eines Kranzes aus Stacheldraht! Sie stammt ja aus dem
Nazi-Vernichtungslager Auschwitz.
Eine Mandorla aus Stacheldraht: Provokation?
Üblicherweise sitzt Christus in solchen Bildnissen auf einem Thron. Er wird
als Weltenlenker gezeigt.
Und wie anders ist es jetzt: Kein Thron mehr, sondern grobes, roh
geschnitztes Holz. Keine prächtige, mandelförmige Aura, sondern rostiger
Draht.
Kann nach Auschwitz Herrschaft und Macht überhaupt noch mit Gott
zusammengebracht werden, nachdem die «Herrenrasse» ihre Macht zur
Vernichtung von Millionen missbraucht hat? Oder verbieten sich solche
Begriffe seither für Gott?
Der deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer, der im Widerstand gegen das
Hitlerregime 1945 hingerichtet wurde, hat in seiner Gefangenschaft dazu
geschrieben:
«Die Religiosität des Menschen weist ihn in seiner Not an die Macht Gottes
[
]
Die Bibel weist den Menschen an die Ohnmacht und das Leiden Gottes; nur der
leidende Gott kann helfen.» (D. Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung,
16.7.1944)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Auschwitz-Krippe, Jan Staszak, Jesuskind
Foto: Arnold Landtwing
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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