Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 2. Oktober 2014
Ins Meer geworfen und geschluckt
Die Gesprächssituation ist religiös geprägt: Es ist klar, dass an Jona
gedacht wird. Er ist der Prophet, der vor Gott und seinem Auftrag zu Land
und zu Wasser flieht. Er wird eingeholt. Stürmische See droht das Schiff, in
dem er flieht, zum Kentern zu bringen. Die Seeleute sind verzweifelt. Sie
suchen den Gott, der den Sturm angezettelt hat mit einem Opfer zu versöhnen.
So werfen sie Jona mit seinem Einverständnis ins Meer. Ein grosser Fisch
schluckt ihn und speit ihn nach drei Tagen wieder ans Land. Für Jona heisst
das, er wird gebraucht und wird seinen Auftrag erfüllen. Es bedeutet für ihn
Rettung vor dem Tod, es bedeutet für ihn Leben. In der Wirtschaft gibt es
dieses Bild auch. Doch wer heute von grossen Fischen geschluckt wird, kann
nicht mit Rettung rechnen. Viel eher bedeutet es unfreundliche Übernahme
eines Geschäftes oder einer Firma. Gute Aufstellung des Betriebs und
Gewinnoptimierung für die einen bedeutet für die anderen, kleineren
Betriebe: Du wirst geschluckt und weg bist du.
Und wer heute über Bord geht oder geworfen wird, kann auch nicht mit Rettung
rechnen. Sie sind wohl auf der Flucht, aber nicht vor Gott. Sie fliehen vor
dem Krieg, vor Gewalt und Tod. Sie zahlen unmenschlichen Schleppern viel
Geld für einen Funken Hoffnung auf Rettung. Viel zu viele büssen ihren
Aufbruch, ihre Flucht vor unsäglichem Leid mit noch grösserem Leid oder gar
mit dem Tod.
Hierzulande können wir nur erahnen, was diese Menschen durchmachen. Opfer
einer Welt voller Gewalt und Gier.
Ist es der unendliche Wille zu überleben und zu leben, der diese Menschen
aufbrechen lässt und sie bereit macht, sich in die Hände von skrupellosen
Schleppern zu begeben? Was könnte schlimmer sein, als die übergrosse Not
zuhause? Nichts! So brechen sie auf, fliehen, Familien, Jugendliche, Kinder
in der Hoffnung auf Rettung in eine offene Zukunft.
Könnte Jona nicht zu den Schleppern gesandt werden anstelle nach Ninive, zu
allen, die im Namen von Gier oder irgendeiner Gottesvorstellung andern
unendliches Leid zufügen. Rettung suchen wir, Rettung für Menschen in Not,
auch für Menschen, die sich abkehren von menschenverachtender Gier und
religiös verbrämter Grausamkeit. Gott hilf hilfst du auch, Gott?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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