Weg-Wort vom 22.Juli 2010
Manchmal möchte ich ein Clown sein
Das wär doch was? Immer lustig drauf und fröhlich in die strahlenden Augen
der Kinder sehen, das Lachen der Erwachsenen, der Familien, die ihre Sorgen
vergessen und befreit in ihren Alltag zurückkehren. Manchmal möchte ich
wirklich ein Clown sein. Ja, das wär was.
Und dann lese ich von einem Johannes Galli, der in seinem Buch Clown die
Lust am Scheitern schreibt: Clown wird man erst, wenn man keine andere
Möglichkeit mehr hat.
Würden Sie nach diesem Satz immer noch Clown werden wollen, will ich es
noch? Clown sein ein Akt der Verzweiflung, ausgeliefert und mit dem Rücken
zur Wand. Das ist aber gar nicht lustig.
Kennt er nicht die beiden Seiten? Wenn der Schmerz zu gross und zu heftig
wird, dass nichts mehr übrig bleibt als zu lachen. So werden aus Tränen des
Schmerzes, Tränen des Lachens und die Schminke verschmiert, weil man nicht
aufhören kann mit dem Lachen, weil die Welt letztlich zum Heulen ist und
einem nur das Lachen bleibt, bitter, salzig aber ein Lachen.
Der Clown kennt den Schmerz. Er kennt die Freude. Sein Gesicht schminkt er,
damit die Wahrheit ungeschminkt sein darf. In seinem Lachen spiegelt sich
der Schmerz über eine Welt und über Menschen, die verformt sind von der
Sucht nach Fehlerlosigkeit und Erfolg, zerschlissen von Machtgier. Sie
nennen das Verantwortung übernehmen, Führungsstärke zeigen und es füllt die
innere Leere nicht aus. Sie bleibt. Sie bleibt, weil sie das Scheitern
nicht kennen wollen, die tiefe Verzweiflung, die dunklen Schatten, die sich
auf die Seele legen. Sie wollen sie nicht kennen, sie dürfen sie nicht
sehen. Sie würden sonst aufmerksam auf sich, auf das eigene Hohl-Sein, auf
die eigene Leere, die nur nicht da ist, weil sie nicht da sein darf.
Hey es ist schön, Clown zu sein, das Lachen zu spüren und den Schmerz, die
Leere zu erfahren und auf Erfüllung zu hoffen. Ja es tut gut, Clown zu
sein und mit geschminktem Gesicht ungeschminkt zu seinem wahren Ich zu
stehen und es zu zeigen. Ein Ich, das auch scheitern darf.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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