Weg-Wort vom 2. August 2011
2. August 2011
Der erste ist vorbei: Der 720. Geburtstag unseres Landes ist gefeiert, die
Raketen abgefeuert, die Landeshymne gesungen, die Bratwurst oder der
Cervelat gegessen. - Heute ist wieder Alltag. Der normale, alltägliche
Wahnsinn - so mein Kollege - hat wieder begonnen. Herzlich willkommen. Damit
wir diesen Tag und unsere Verbundenheit mit unserm Land nicht nur an einem
Tag ausleben, haben findige Modeschöpfer eine neue Verwendung für
Militärwolldecken gefunden. Die Schweiz im Alltag, Militärisches, Ernstes
wird zum Modeaccessoire: Man trägt es leicht und kann vielleicht sogar mit
Gucci oder Louis Vuitton konkurrenzieren: So ist die Schweiz leicht zu
tragen und mit ihr zu kokettieren liegt auch noch drin.
Aber ist das der Alltag, ist das die Verbundenheit, die wir alle brauchen?
Die Schweiz hat Besseres verdient, denn als Modeaccessoire zu verkommen.
Sie hat auch Besseres verdient als Menschen, die mit "Weissem Kreuz auf
rotem Grund"-T-Shirt sich als Urschweizer präsentieren und eine Rot-Weiss-,
nein, eigentlich eine Schwarz-Weiss-Politik betreiben.
Das Kreuz ist ja auch so ein Zeichen, das gern getragen wird.
Hat es alles von seinem Schrecken verloren?
Als Folterinstrument, durch das Jesus gestorben ist, hängen wir es uns nicht
um den Hals. Ist es harmlos geworden?
Ist unser Glaube harmlos geworden? Wenn das Kreuz seine Kraft für uns nicht
verloren hat, dann soll es uns sagen: Unser Bruder und Meister hat seine
Macht nicht dadurch erwiesen, dass er auf andere einschlug, Menschen
zerstörte oder mordete, sondern dass er sich jeglichem Gewaltakt
verweigerte. So verstanden, sind Kreuz und Schweizerkreuz mahnende und
ermutigende Erinnerungsstücke an einen Weg des Friedens - und deshalb
schlicht mehr als Accessoires
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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