Weg-Wort vom 15. August 2012
Wie leben Sie Ihr Leben?
In meiner ersten Gemeinde lebte eine alte Dame. Sie stammte aus einer sehr wohlhabenden
Familie. Sie war sehr sozial eingestellt und immer elegant gekleidet.
Wenn es aber regnete, dann zog sie einen billigen Plastikmantel an und eine faltbare
Plastikhaube über den Kopf. Zwei Erlebnisse hat sie mir geschildert: Sie ging in der nahen
Stadt an einem orientalischen Restaurant vorbei und las die Speisekarte, weil sie mit
ihren Enkeln plante, dort essen zu gehen. Der Inhaber sah sie und bat sie hinein mit den
Worten: "Wenn du Hunger hast, du bist mein Gast."
Und ein anderes Mal ging sie in einem noblen Bekleidungsgeschäft in dieser Montur
einkaufen. Die Verkäuferin behandelte sie von oben herab. Darauf entschied sie, dass
dieser "Laden" für sie nicht mehr akzeptabel sei, denn jeder müsse in gleicher
Weise mit Respekt bedient werden.
Und jetzt frage ich Sie: Wer von uns glaubt daran, dass Gott uns nach unserer Art und
Weise, unser Leben zu leben, beurteilt?
Oder denken Sie eher so:
Du hast nur dieses eine Leben und das solltest du für dich und deinen Gewinn nutzen, so
viel du kannst.
Leider glauben das auch gerade jene, die eigentlich so viel haben, dass sie gut abgeben
könnten. Aber auf Dauer macht Reichtum nicht zufrieden! Das hat eine australische
Untersuchung herausgefunden. Statussymbole machen nicht glücklich!
Glücklich aber machen Begegnungen mit Menschen, von denen wir lernen und mit denen wir
feiern, reden, lachen und weinen. Mit denen wir unsere Zeit teilen, uns mitteilen und an
der Vielfalt unserer Lebensgestaltung, unserer Denkweisen und Vorlieben freuen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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