Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 19. Mai 2020
Bäume ausreissen
Was hab ich mir nicht alles vorgenommen. Dank Homeoffice ist mein Arbeitsweg weggefallen.
Ich habe Zeit gespart. Und natürlich wusste ich, was ich alles in der gewonnen Zeit machen
wollte: Nähen, Fensterputzen, Aufräumen, Ausmisten, Stricken, Lesen, Briefeschreiben.
Und was davon habe ich gemacht?
Wie ist es Ihnen ergangen?
Ein Freund hat bei sich zu Hause eine Karte aufgestellt, darauf steht:
"Ich fühle mich, als könnte Bäume ausreissen! Also, kleine Bäume. Vielleicht Bambus.
Oder Blumen. Na gut. Gras. Gras geht."
Dies verstehe ich als Aufforderung, meine Ansprüche an mich herunterzuschrauben. Meiner
Schwester, die an einem Tag ihren Kleiderschrank und noch das alte Kinderzimmer und mehr
räumen wollte, habe ich geschrieben: Langsam! Die Corona-Krise begleitet uns noch ein
Weilchen. Mach nicht alles am ersten Tag!
Diese "guten Ratschläge" auch für mich selber anzuwenden ist gar nicht so
einfach. Vielleicht lerne ich gerade, die Ansprüche an mich selber herunterzuschrauben.
Ich bin nicht perfekt und muss es auch nicht sein. Mein Vorbild kann Petrus sein. Wie hat
er sich geschämt beim dritten Hahnenschrei. Jesus hat es ihm gar prophezeit, dass er ihn
verraten werde. Er selber konnte sich das jedoch nicht vorstellen. Und trotz allem steht
bei Matthäus: "Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich
meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen." (Mt
16,18)
Ich muss also keine Bäume ausreissen. Für die Mitwelt ist es sowieso besser, wenn ich mich
an den Blumen am Wegrand erfreue, als dass ich Bäume oder Blumen ausreisse!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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