Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 16. November 2017
Wir kommerzialisieren uns zu Tode
Ich starte mit einem scheusslich langen Wort. Es ist vielleicht darum so
lange, weil es Scheusslichkeiten beinhaltet, die kein Ende nehmen wollen. Da
soll auch noch die SRG zerlegt werden. Eine Tagesanzeiger-Karikatur meint:
Gegen die Angriffe auf die SRG helfe nur beten. Über Gebühren vieler
finanziert, kann sie sich ihrer Arbeit widmen und so kritisch betrachten,
was in unserer Gesellschaft geschieht, was Politik und Wirtschaft so
treiben. Sie kann auch dort noch sein, wo es sich kommerziell nicht lohnt.
Dafür zahle ich gern meinen Beitrag. Was passiert, wenn auch sie dem
gierigen Drachen Kommerz zum Frasse vorgeworfen wird? Spare ich Geld, spart
mein Betrieb Geld? Sicher nicht. Wir bekommen dafür:
Informationen, die wir wie eine Frucht zuerst noch schälen müssen. Wir
wissen aus unsern Ferien: Ungeschälte Früchte essen, macht krank. Jetzt
weiss ich von der Tagesschau, was und wie sie berichtet. Ich muss also nicht
noch eine politisch eingefärbte Schale wegschneiden, um an die Informationen
heranzukommen, die für mich wichtig sind.
Kein Wort zum Sonntag mehr, aber auch keine Sportübertragungen zu diesem
günstigen Preis, kein Fussball mehr, kein Autorennen mehr, kein Tennis,
keine Eishockeyspiele mehr.
Es wird Leute geben, die werden sich diebisch darüber freuen, wie
leichtfertig ein gutes Medium dem schnöden Mammon geopfert wird. Denn jetzt
kann man Geld machen mit dem Fernsehen. Werden wir wie im alten Rom als
"käufliches Stimmvieh" behandelt, das sich durch das Einsparen weniger
Franken selber entmündigt?
Es erinnert mich sehr stark an den Turmbau zu Babel. Damals befahlen die
Herrschenden, heute helfen wir einigen Wenigen mit unseren demokratischen
Mitteln, dass sie dann zuoberst auf der Turmspitze sich wie Gott fühlen
können. Wir unterstützen himmelschreiende Arroganz und finden uns noch gut
dabei.
Gott, du weisst doch haargenau, warum der Turm zu Babel fallen musste. Warum
nur lernen wir nicht aus der Geschichte?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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