Weg-Wort vom 30. April 2008
Kopftuch
Ein Stück Stoff beschäftigt nun seit einigen Jahren die schweizerische und
vielerorts auch europäische Öffentlichkeit: Wir sehen immer mehr Mädchen und
Frauen mit Kopftuch. Schülerinnen tragen Kopftücher in der Schule.
Was fühlen oder denken sie, wenn sie Frauen mit Kopftüchern sehen? Stört es
sie, ärgert es sie, empfinden sie es als provozierend?
Oder fällt ihnen ein, dass es noch nicht so lange her ist, dass auch
christliche Frauen nur mit Kopftuch nach draussen gingen?
Haben sie schon einmal eine Muslimin gefragt, warum sie ein Kopftuch trägt?
Wichtig ist nach meiner Überzeugung, dass die Frauen, die ein Kopftuch
tragen, selbst entscheiden und sagen können, warum sie es tragen. Kein
Staat, keine Religion, auch kein Paulus in unserer Bibel können Frauen
vorschreiben, wie sie sich zu kleiden haben.
Wie kann ein Stück Stoff einen solchen Konflikt heraufbeschwören?
Kleidung ist eben nicht nur Stoff. Sie schützt nicht nur unseren Körper. Sie
ist ein wichtiges Zeichen unserer Haltung und Überzeugung. Wir wollen mit
unserer Kleidung zeigen, wer wir sind und wie wir uns fühlen. Wer ein
Dior-Chanel-Kleid, einen Armani- oder Boss-Anzug trägt, der will zeigen, wer
er ist, vielleicht auch, was er besitzt und sich leisten kann.
Mit der Kleidung zeigen Menschen, zu welcher Gruppe sie gehören, ja welchen
Beruf sie ausüben, welche Stellung und Macht sie haben. Kleidung flösst
Respekt ein und schützt: Die Uniform des Polizisten und Soldaten, die
Amtsrobe des Richters und Staatsanwaltes, der Talar des Pfarrers, der weisse
Kittel des Arztes, die Insignien einer Nonne oder Diakonisse
Das ist mir in all diesen Kleiderdiskussionen wichtig: Ein Mensch, der sich
respektiert, geachtet, sozial und rechtlich anerkannt fühlt, der legt
weniger Gewicht darauf, sein Wertgefühl durch äussere Zeichen und Kleidung
zu stärken.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
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