Weg-Wort vom 11. Dezember 2009
Freuet euch!
Freue dich! Fürchte dich nicht! Lass die Hände nicht sinken! Gott ist in
deiner Mitte!(Zef 3,14-
Das sind wunderbar bildhafte Worte, welche der Prophet Zefanja spricht;
Worte, die uns mitten ins Herz fallen:
Nach solchen Worten hungern wir doch! Freilich fällt es vielen Menschen
schwer, sich einfach zu freuen.
Wie sollten sich jene Eltern freuen können, die in der vergangenen Woche
ihren Sohn zu Grabe trugen? Wie verzweifelt muss dieser junge Mensch gewesen
sein, dass er keinen anderen Weg mehr für sich sah, als sein Leben selbst zu
beenden. Wie sollte der Arbeiter die Hände nicht sinken lassen, wo er jetzt
kurz vor Weihnachten die Kündigung erhalten hat? Wie soll jemand Vorfreude
auf Weihnachten empfinden, der dieses Fest zum ersten Mal ohne den geliebten
Menschen an seiner Seite erleben muss? Wie sollen Menschen umgehen können
mit ihrer Angst, die sich im Abstimmungsergebnis der
Anti-Minarett-Initiative manifestiert hat? Wie und wo lässt sich Gott in
unserer Mitte sehen angesichts drohender Klimakatastrophen?
Wenn uns die Bibel zur Freude einlädt, dann denkt sie nicht daran, uns auch
nur für eine Stunde aus der Welt mit ihren Realitäten herauszunehmen. Auch
das kleine Buch des Propheten Zefanja nicht. Gott ist entsetzt darüber, dass
sich einige aufspielen, als wären sie die Herren der Schöpfung; er ist
zornig, weil wir Menschen uns gegenseitig unterdrücken und am Leben
behindern. Darum kündet Zefanja das Gericht Gottes an, das nicht den Sinn
hat zu vernichten, sondern ein Milieu zu schaffen, in dem Menschen wieder
in Würde miteinander umgehen, sich schlafen legen ohne Schrecken. Und darum
kommt Freude auf. Diese Freude schliesst nicht die Augen vor der Realität
der Verhältnisse, unter denen Menschen
leben. Sie gründet darin, dass Gott nicht Böses mit Bösem vergilt, sondern
all dieses Unrecht ins Leere laufen lässt. (Rolf Zerfass, Pastoraltheologe)
Was also kann mit der Freude des Advent gemeint sein? Die Freude des Advent
entzündet sich daran, dass Gott in all dem Schlimmen, das wir erleben und
das geschieht, nicht damit aufhört, diese Welt gerechter, liebenswerter,
menschenwürdiger zu wollen. Er ist in unserer Mitte, das ist das Leitmotiv
bei Zefanja. Er will uns nicht besinnlich machen, sondern zur Besinnung
bringen. Als Mensch unter Menschen, bleibt er der Erde treu. Diese Treue
Gottes lässt hoffen, von ihr lebt unsere Freude. Dazu feiern wir Advent.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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