Weg-Wort vom 18. September 2009
Zum Dank-, Buss- und Bettag
Euer ganzes Leben soll ein einziger Dank sein, schreibt Paulus im Brief an
die Kolosser (3,17).
Gott ist auf unsere Dankbarkeit nicht angewiesen. Sie tut uns vielmehr
selber gut. Wenn nicht nur leidvolle Zeiten uns an Gott erinnern, sondern
auch das Erfreuliche und Lebensfrohe unseres Lebens, stehen wir mit beiden
Beinen auf dem Boden der Wirklichkeit.
Dankbarkeit lässt uns die Welt und die Menschen intensiver wahrnehmen. Sie
hilft uns, loszulassen und gelassener im Hier und Jetzt zu sein. Dankbare
Menschen leben achtsamer mit sich selbst, mit der Welt und mit ihren
Mitmenschen.
Der Theologe und Buchautor Pierre Stutz wünscht uns allen, dass kein Tag in
unserem Leben vergehen möge, an dem wir nicht danken. Echte Dankbarkeit
wächst aus unserem Einverständnis mit dem Leben und öffnet uns für die
Überraschungen, die uns auch heute lebendig werden lassen.
Nichts, gar nichts ist selbstverständlich in meinem Leben. Meine Gesundheit,
mein Freundeskreis, meine Wohnung, meine Ferien, das Essen, meine Arbeit,
meine Konflikt- und Versöhnungsbereitschaft, mein Humor, mein Hunger und
Durst nach Gerechtigkeit, meine Begeisterungsfähigkeit, meine beharrliche
Geduld, meine Sehnsucht nach dem Ewigen erzählen, wie tief ich eingebunden
bin in eine Wirklichkeit, die über mich hinausweist und zu einer staunenden
Dankbarkeit bewegt...
Ein sinnvoller Lebensweg erwartet uns, wenn wir die Verabredung mit dem
Wunderbaren nicht auf später vertagen, sondern jetzt staunend das Wunderbare
im Alltäglichen entdecken und feiern. Sehen, Hören, Riechen, Tasten und
Schmecken beinhalten jenes unerschöpfliche Potenzial, das sich uns im
Einfachen eröffnet. Im aufmerksamen Wahrnehmen und Entfalten unserer fünf
Sinne erfahren wir Sinn im Leben:
Jene tiefe Dankbarkeit über den Geschenkcharakter unseres Lebens. Das
Wesentliche ist uns vorgegeben, wir können es nicht machen, nicht verdienen.
Spannung ereignet sich im Aufrechterhalten eines kreativen Lebens, das sich
mir im Rhythmus von Zupacken und Geschehenlassen schenkt. Tiefe Dankbarkeit
zieht Kreise, steckt auch andere an, verantwortungsvoll mit sich selbst,
anderen und der Schöpfung umzugehen.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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Hauptbahnhof Zürich
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