Weg-Wort vom 22. Oktober 2010
Freundlichkeit, Wärme und Güte
Es ist schon einige Zeit her, seit ich in die Primarschule gegangen bin.
Aber das weiss ich noch gut: In unserem Lesebuch hatte es viele Texte von
Johann Peter Hebel. Er kam 1760 in Basel auf die Welt, wurde evangelischer
Theologe, Pädagoge und einer der bedeutendsten alemannischen Mundartdichter.
1823 verstarb er im süddeutschen Schwetzingen. Ganz besonders an einen Text
von ihm kann ich mich gut erinnern. Ich möchte ihn uns ins Stammbuch
schreiben:
Gebrauche nie ein hartes Wort, wo ein mildes seine Dienste tut. Dieser Rat
gründet sich schon auf eine allgemeine Regel, dass wir, was wir auch tun
mögen, nicht mehr Kraft anwenden, als zur Erreichung des Zwecks nötig ist,
damit wir nicht in dem einen Falle etwas Überflüssiges, in dem anderen etwas
Verkehrtes, beide Mal etwas Törichtes tun. Verachte meinen Rat, und du
bereust es einst. Du wirst mit Gewalt nie erzwingen, was das Wohlwollen um
ein gutes Wort, um einen freundlichen Blick, wohlfeil genug, zu gewähren
bereit ist.
Soll ich dir eine altbekannte Fabel in Erinnerung bringen?
Der Sturmwind und die Sonne gingen damit um, einem Wandersmann den Mantel
auszuziehen. Der Sturmwind schnaubte, tiefer hüllte er sich in seinen Mantel
ein. Die Sonne schien. Da wird ihm wohl und warm, und er legt freiwillig den
Mantel ab. (Johann Peter Hebel)
Diese Worte sprechen mich an. Es ist viel Freundlichkeit in unserer Welt
verloren gegangen. Wir sind hart geworden gegeneinander. Natürlich auch weil
wir immer wieder ausgenutzt wurden und werden von anderen. Aber bleiben wir
deswegen nicht beim Schnauben des Sturmwindes stehen. Auch heute noch
erreicht die Sonne mehr. Das merken wir ganz besonders in schönen
Herbsttagen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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