Weg-Wort vom 27. September 2011
Verlust und Gewinn
Keine Angst! Es geht nicht um das Geld. Es geht um das Älterwerden. Ich möchte von einer
Frau berichten. Wir können viel von ihr lernen.
Als diese Frau in mein Sprechzimmer kommt, habe ich alles Andere erwartet, nur nicht
dieses Thema: "Ich habe Mühe mit dem Älterwerden!" Sie ist fünfundfünzig Jahre
alt, sieht - in meinen Augen - blendend aus und ist toll gekleidet. Dann erzählt sie.
Geschichten vom Verlust: Das ist nicht mehr möglich! Das geht nicht mehr! Das kann ich
nicht mehr! Diese Zeiten sind vorbei! Und vieles andere mehr. Ich höre ihr zu, spüre ihre
Trauer - und auch ein wenig ihre Wut. Wie dunkle Nebel hängen die
"Das-geht-nicht-mehr!" in meinem kleinen Gesprächsraum.
Ich gebe ihr zurück, was ich gehört und verstanden habe. Ihre Reaktion: "Wenn Sie es
nun mit Ihren Worten sagen, dann bin ich bei einigen Dingen froh, dass ich mich nicht mehr
mit ihnen herumschlagen muss!"
Dann bitte ich sie, von dem zu erzählen, was sie mit dem zunehmenden Alter gewonnen habe.
Zuerst ist sie erstaunt und dann berichtet sie davon. Es kommt mir vor, wie wenn nun
einzelne Sonnenstrahlen um sie herum zu leuchten beginnen. Auf der Gewinnseite sind
mindestens so viele Punkte wie vorher auf der Verlustseite. Ich gebe ihr auch hier zurück,
was ich gehört und verstanden habe.
Ihre Reaktion: "Wenn Sie es mir mit Ihren Worten sagen, dann habe ich das Gefühl,
dass das, was ich neu gewonnen habe, mir ganz kostbar wird!"
Das ist mein Lebensgrundsatz: "Nicht dem nachtrauern, was nicht mehr möglich ist,
sondern das leben, was neu möglich wird!"
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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