Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 15. November 2018
Ich begreife nicht
Verstehen Sie das? In einem Gespräch über die Umweltbelastung des weltweiten
Flugverkehrs, meinte ein Politiker und Flugkapitän, dass es nicht die Sache
der Schweiz sein könne, da vorzupreschen. Das Problem müsse international
angegangen werden. Und kaum wird etwas international angegangen, mit aktiver
Schweizer Beteiligung wohlverstanden, ist es auch nicht recht. Diesmal geht
es um den Migrationspakt. Ein Versuch weltweit mit Flüchtlingen gleich
anständig umzugehen. Nicht verpflichtend, aber doch eine moralische
Richtungsangabe. Ein anderer Politiker meinte dazu: "Warum sollen wir etwas
unterschreiben, das wir doch nicht einhalten wollen." - Ich begreife nicht,
warum internationales Arbeiten aus der gleichen Ecke mal erwünscht und mal
nicht erwünscht ist. Hängt es vielleicht damit zusammen, dass der Gradmesser
nicht ist, die Lösung von grossen Problemen im Miteinander zu suchen,
sondern ob es mir passt oder nicht?
Wenn es um den Umgang mit Flüchtlingen geht, ist wohl nicht die Frage zu
beantworten, ob es mir passt oder nicht, sondern, was brauchen die Menschen.
Sie sind auf der Flucht und kommen zu uns. Das stört uns in unserer
Bequemlichkeit, schafft Probleme und so fort. Wie wir sie lösen, erzählt,
wer wir sind.
Warum nicht einen Migrationspakt unterzeichnen und ihm nachleben wollen?
Käme das der humanitären Tradition der Schweiz nicht sehr entgegen? Es würde
das Kreuz in unserm Wappen erstrahlen lassen.
Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, freundlicher Umgang mit dem Fremden, Sorge
tragen nicht nur zu den Menschen, sondern auch zu unserer Umwelt, all das
ist nicht einfach zu haben. Es muss erarbeitet, oft auch erlitten werden.
Dass der Weg der Nächstenliebe nicht zu olympischem Glanz führt, sondern ans
Kreuz, macht der Lebensweg Jesu nur zu deutlich sichtbar.
Erinnern wir uns an das Bekenntnis der biblischen Vorväter beim Erntedank:
"Ein umherirrender Aramäer war mein Vater
" (5. Mose 26). Erinnern wir uns,
woher wir kommen und sind stolz darauf, wenn wir unsere Mitmenschlichkeit
ernster nehmen als Macht und Geld.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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