Weg-Wort vom 20. August 2010
Gottes Geschöpfe
Vielleicht erinnern Sie sich daran, wie vor ein paar Monaten in den Medien
ein Bild um die Welt ging. Eine Affenmutter trug ihr totes Baby tagelang mit
sich herum und betrauerte es. Mich hat dieses Bild der Affenliebe sehr
berührt.
Als ich dann später das Foto mit den beiden Orang-Utans gesehen habe, bin
ich beinahe ausgeflippt. Ich weiss zwar, dass Menschenaffen sehr intelligent
sind. Dass sie imstande sind, selber einfache Werkzeuge herzustellen, um
beispielsweise die harte Schale einer Kokosnuss aufzubrechen. Aber das Bild,
wie die beiden Affen zärtlich die Rose halten und beschnuppern, ist für mich
einzigartig. Es beinhaltet all das, was für mich die göttliche Schöpferkraft
ausmacht: In jedem Lebewesen findet sich etwas von der Grösse der Weisheit,
der liebenden Fürsorge und ganz besonders von der Güte Gottes.
Die Evolutionstheorie von Darwin entschlüsselte viele Fragen der Entstehung
und der Entwicklung der Arten. Seither hat die Forschung weitere
Entdeckungen gemacht. Und doch bleibt das Leben ein einziges grosses Wunder,
über das ich voll Ehrfurcht nur staunen kann. Darwin meinte: Es hat etwas
Erhabenes, dass der Schöpfer die Vielfalt des Lebens ursprünglich nur einer
oder wenigen Wesen eingehaucht hat. Und dass, während dieser Planet nach den
unveränderlichen Gesetzen der Schwerkraft seine Bahn zog, aus einem so
schlichten Anfang unendlich viele der schönsten und wunderbarsten Wesen
entstanden sind und weiterhin entstehen.
Oder, wie Thomas von Kempen, Augustinermönch im 15. Jahrhundert, sagte:
Es ist kein Geschöpf so klein und unbedeutend, dass es nicht eine Spur der
Güte Gottes an sich trägt. Von diesem Bewusstsein will ich mich leiten
lassen bei allem, was ich tue.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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