Weg-Wort vom 11. April 2008
Die Güte des Herrn ist alle Morgen neu
Wie geht es dir? Ich kann nicht klagen. Das muss aber weh tun, wenn du
nicht klagen kannst! Tatsächlich: Klagen tut gut. Es befreit die Seele. Und
am besten ist es, wenn wir ein Ohr haben, in das wir klagen können. Klagen
braucht eine Adresse.
Wir brauchen das Klagen. Es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur
Hoffnung, zur neuen Zuversicht. Doch wie funktioniert dieser Prozess ganz
genau?
Wer klagt, berichtet von Geschehenem, von Erfahrenem, das verletzt hat. Es
muss auf den Tisch, weil es weh tut. So wie ich dem Arzt die Wunden zeigen
muss, damit er sie reinigen, pflegen und verbinden kann, so muss ich das
klagen, was mich be- und getroffen hat. Wer klagt, erinnert sich.
Doch auch die Hoffnung wächst aus der Erinnerung. Der Gequälte denkt an
bessere Tage. Und er entdeckt, was ein anderer Kläger schon entdeckt hat. In
den Klageliedern von Jeremia im Alten Testament heisst es:
Die Güte des Herrn ist alle Morgen neu! (KlgJer 3.23)
So ist Gott! Alle Morgen neu. Wer ein Morgenmensch ist, versteht das
besonders gut. Die Vögel singen, bevor die Sonne aufgegangen ist. Licht
zieht auf im Osten. Die Luft ist klar und frisch. All Morgen ist ganz
frisch und neu. Der Tag liegt unverbraucht vor mir. Ich rieche es, ich
spüre es auf der Haut.
Wer einmal diesen Geschmack erfahren hat, wird davon nicht loskommen und
keine Angst vor dem Klagen haben im Gegenteil! Und er wird befreiter
leben!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
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