Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 6. September 2017
Am längeren Hebel
«Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln.»
Das behauptete der griechische Mathematiker, Physiker und Ingenieur Archimedes, der im 3.
Jahrhundert vor Christus auf Sizilien lebte. Als Beweis dafür, dass diese Behauptung nicht
zu weit hergeholt ist, liess er ein schwer beladenes Schiff über Flaschenzüge an einem
Seil von einem einzigen Mann bewegen.
Ich möchte die Welt nicht aus ihren Angeln heben. Wenn ich mir überlege, dass man heute
mit einer Bombe die Erde so sehr erschüttern kann, dass in einer Entfernung von tausenden
Kilometern diese Explosion als Erdbeben nachweisbar ist, dann kriege ich es mit der Angst
zu tun. Ich befürchte, dass die Welt bereits ziemlich aus den Fugen geraten ist, und dass
meine Kräfte zu schwach sind, um sie wieder ins Lot zu bringen.
«Ihr seid mit Christus auferweckt.
Darum strebt nach dem, was im Himmel ist,
wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.
Richtet Euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische.»
(Kol. 3, 1.2)
Ich verstehe angesichts der Bedrohung dieser Welt diese Sätze nicht so, dass ich
resigniert die Welt aufgeben und mich in den Himmel zurückziehen soll. Durch meine
Verbindung zu Christus habe ich einen festen Standpunkt und kann die Welt, in der ich
lebe, gestalten. Meine Kraft kann zwar schwach sein. Völlig machtlos bin ich deswegen noch
lange nicht. Auch wenn die Veränderungen nicht so aufsehenerregend sind: mit Christus
möchte ich den Hebel mit der Kraft der Liebe in die Hand nehmen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Nachtrag zu gestern.
Leider fehlte im gestrigen Wegwort ein Teil. Hier noch einmal der ganze Text:
Wo bist du, Sonne, blieben?
Seit heute trage ich wieder Socken in den Schuhen. Die Sonne ist noch da, aber sie wärmt
nicht mehr wie im Hochsommer. Der Sommer geht zu Ende, der Sommer ist zu Ende.
Der Abschied vom Sommer erfüllt mich seit meiner Kindheit mit Wehmut. Vielleicht werde ich
nochmals im See schwimmen, aber es wird nicht mehr das Gleiche sein: Haare nicht nass
machen, schnell abrubbeln, einen warmen Pulli überstreifen und dann gleich heim, statt auf
dem Rücken liegen, in die Bäume und die Wolken blicken.
Tschüß Strandbad (Seebadi)
Tschüß Wärme auf dem Bauch nach dem Schwimmen
Tschüß Badefreunde.
Die Sommerbräune wird bald verblasst sein. Der Sommer 2017 war herrlich.
Wie jedes Jahr frage ich mich: Habe ich ihn genug genossen, genutzt, was mir geschenkt war
an Wärme und Sonnenstrahlen, an Möglichkeiten abends draussen unterm Sternenhimmel zu
sitzen? Habe ich genug Sommereindrücke gesammelt um glauben zu können, dass die
Frühlingssonne Vögel und Blumen und mich wieder zum Leben erwecken wird, wenn die Sonne
wochenlang hinter dem Hochnebel verschwunden sein wird.
Wie jedes Jahr lässt mich der Übergang zum Herbst spüren, dass es unwiderrufliche
Abschiede gibt, und dass eines Tages mein endgültiger Abschied kommen wird. Für diesen
Übergang sammle ich alles, was mich glauben lässt, dass mich drüben eine andere Sonne
wecken wird.
Worte aus der Bibel, die Liebe meiner Familie und Freunde, Liedtexte gehören genauso dazu
wie die Sonnenstrahlen im Sommer – und die im Herbst.
Fahr hin; ein andre Sonne,
mein Jesus, meine Wonne,
gar hell in meinem Herzen scheint.
Paul Gerhardt, 1607 bis 1676
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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