Weg-Wort vom 6. Dezember 2011
Für Andere da sein
Heute ist "Samichlaustag". Kaum ein anderer christlicher Heiliger ist so
volkstümlich geworden wie dieser Nikolaus. Keiner wurde auch von der nichtreligiösen Welt
so angenommen wie er.
Seine Lebensgeschichte bleibt aber weiterhin im Dunkeln. Wir wissen nicht einmal genau,
wann er lebte, vermutlich zwischen 270 und 365 nach Christus in Myra in Lykien, das heisst
heute Demre und ist ein kleiner Ort etwa 100 km südwestlich von Antalya in der heutigen
Türkei. Die vielen Legenden, die sich um seine Person ranken, lassen etwas erahnen vom
eigentlichen Geheimnis dieses Menschen. Über die Jahrhunderte hin wurden Erzählungen
weitergegeben, die berichten, wie Nikolaus Seeleute rettete, wie er einem verarmten
Nachbarn Geld durch das Fenster ins Haus warf, wie er Kinder heilte, wie er Hungernden
Brot verschaffte.
"Nikolaus der Wundertäter" nennt ihn die Ostkirche. In Russland ist Nikolaus
heute noch der meistverehrte Heilige. Offensichtlich sind die Menschen dort so fasziniert
von ihm, dass sie ihn immer wieder auf Ikonen darstellen als einen Menschen, der Liebe
und Güte ausstrahlt, der zupackt, wenn Menschen in Not sind, der andere mit seiner
Hoffnung ansteckt, der Mitleid hat mit Hilflosen.
Nach den Urlegenden war dieser Bischof von Myra ein sozialer Heiliger, dessen Stärke nicht
im Moralisieren, sondern im konkreten Handeln lag. Obwohl das, was Nikolaus auch bei uns
so bekannt gemacht hat, zumeist auf Legenden zurückzuführen ist, ist er für uns doch von
grosser Bedeutung. Er macht auf anschauliche Weise deutlich, was zum Wesen des
Christentums gehört: für die Notleidenden da zu sein.
Auch in uns liegen Fähigkeiten, fremde Nöte zu erspüren, müden Menschen den Rücken zu
stärken, Verzweifelten neue Zuversicht zu geben.
Der Brauch am Nikolaustag, Kinder und Erwachsene mit einer Kleinigkeit zu beschenken, mag
uns bewusst machen, dass auch von kleinen Gesten eine grosse Kraft ausgeht, die viel
Dunkles zu erhellen vermag.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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