Weg-Wort vom 21. Mai 2008
Gott ist uns überall nah
Es gibt Zeiten, Bereiche und Ereignisse, von denen wir meinen, Gott näher zu
sein als in anderen beim Gebet zum Beispiel, im Gottesdienst oder wenn wir
uns mitten in unserem Alltag auf ihn besinnen.
Wir haben dementsprechend auch die Vorstellung, dass es Zeiten, Aktivitäten,
Lebensbereiche, ja vielleicht sogar Menschen gibt, die nichts mit Gott zu
tun haben, die weltlich und profan sind, gottlos eben.
Rabbi Josua ist da ganz anderer Meinung!
Ein Unbekannter fragte ihn: Warum wählte Gott einen Dornbusch, um mit Mose
aus ihm zu reden? Rabbi Josua gab ihm zur Antwort: Hätte er einen
Johannisbrotbaum oder einen Maulbeerbaum gewählt, so würdest du ja die
gleiche Frage gestellt haben. Doch es ist unmöglich, dich ohne eine Antwort
fortgehen zu lassen. Daher sage ich dir: Gott hat den ärmlichen und kleinen
Dornbusch gewählt, um dich zu belehren, dass es auf Erden keinen Platz gibt,
an dem Gott nicht anwesend ist. Selbst in einem Dornbusch."
Alles, was wir hinsichtlich Gott denken und reden, kommt aus unserer
menschlichen Sichtweise und ist deshalb auch von ihr begrenzt. Nicht, was
wir über ihn denken und sagen, auch nicht unsere Erfahrung ist entscheidend,
sondern einzig und allein seine Zusage, dass er ein Gott mit uns ist, ein
Gott mit allen der stets bei uns ist, jeden Tag, bis zum Ende der Welt
(Mt 28,20).
Wir wachsen in unserer Beziehung zu Gott gerade dann, wenn wir offen sind
für seine Nähe und Wirksamkeit in Menschen und Ereignissen, wo wir sie
bisher nicht vermutet haben. Denn Gott ist uns überall nah wie es der
Theologe Gottfried Bachl in einem Gebet formuliert:
Du bist innen und aussen,
oben und unten,
links und rechts,
diesseits und jenseits,
schwer und leicht,
nah und fern,
in der Seele und an der Haut.
Überall können wir von dir sagen:
Hier!
Niemals können wir sagen:
dort nicht!
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Hauptbahnhof Zürich
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