Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 28. November 2018
Das Rätsel der krummen Bäume
In Polen gibt es den «krummen Wald». Forscher rätseln, wie es dazu kam, dass die Bäume am
Boden in einem Knick wachsen.
Mich bringt nicht die Krümmung zum Staunen, sondern der Umstand, dass die Kiefern trotz
des «Knicks», den sie in ihrer Baumkindheit erfahren haben, gerade nach oben gewachsen
sind. Unten mussten sie einen Umweg machen, oben reicht die grüne Krone in den Himmel. Die
Krümmung der Bäume ist sichtbar, verschafft ihnen Charakter. Welche Kräfte wohnen der
Natur inne, dass erlittener Schaden ausgeglichen wird?
Wie so oft sind mir Wald und Baum Bild und Trost für mein Leben. Der Baum sagt mir: Ich
bin krumm gemacht worden. Die Krümmung, die ich erlitten habe bleibt, aber sie bestimmt
nicht mein Sein. Sie ist Teil meines Lebens, aber nicht mein Leben. Ich bin Baum, nicht
Fehlerholz.
Mich erleichtert diese Baumbotschaft auch im Hinblick darauf, dass ich selbst Menschen
gekrümmt habe.
Jesus ist der, der Menschen aufrichtet, indem er sie nicht über Schäden an Leib und Seele
definiert. Johannes der Täufer bereitet auf diese neue Haltung gegenüber allen und allem
mit den Worten des Propheten Jesaja vor:
«Tröstet, tröstet mein Volk. Was krumm ist soll gerade werden…»
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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