Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 27. Oktober 2015
Herr Ribbeck
"Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
"
Haben Sie das Gedicht auch auswendig gelernt in der Schule?
Ich habe das Gedicht geliebt, aus verschiedenen Gründen. Zwei möchte ich
hier erwähnen. Zum Ersten: der goldene Herbst und zum Zweiten: seine
Grabbeigabe. Herr Ribbeck erbittet sich eine Birne mit ins Grab.
Zum goldenen Herbst folgt morgen ein eigenes Weg-Wort, heute geht es um die
Birne im Grab.
Herr Ribbeck kannte seinen Sohn und Erben, ein Geizhals. Die Birnen, die er
im Herbst grosszügig verschenkte, waren nach seinem Tod hinter Hag und
Mauer.
Die Birne aber, die er sich mit ins Grab erbeten hat, war von allem Anfang
an nicht gedacht als Totenbeigabe. Herr Ribbeck wollte nicht ein
"Leichenhemd mit Taschen". Die Birne war, wie sein Herz, da für Andere.
Als Kind hab ich mich gefragt, ob es denn so einfach wäre, einen Birnbaum zu
ziehen. Meinen Versuchen mit Apfelkernen, die ich in Töpfchen steckte, war
jedenfalls kein Erfolg gegönnt. Die Lehre daraus war aber eine andere. In
der Bibel schreibt Lukas: "Verkauft euren Besitz und gebt Almosen! Macht
euch Geldbeutel, die nicht verschleissen: einen unerschöpflichen Schatz im
Himmel, wo kein Dieb naht und keine Motte frisst. Denn wo euer Schatz ist,
da wird auch euer Herz sein." (Lk 12,33f)
Und das Gedicht des Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland endet so:
"So spendet Segen noch immer die Hand,
des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland."
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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