Weg-Wort vom 16. Dezember 2010
Josef mehr als eine Randfigur
Eine Legende berichtet: Auch die geschnitzten Figuren in der Krippe wollten
Weihnachten feiern. Als die Familie zur Christmette unterwegs war, wurden
sie lebendig. Ochs und Esel begannen zu schnaufen, die Engel streckten ihre
Flügel aus, die Hirten machten sich zurecht. Auch das Jesuskind in der
Krippe begann sich zu regen; und über Marias Gesicht huschte ein sanftes
Lächeln. Aber halt, da fehlte doch jemand. Wo war Josef? Hatte man
vergessen, ihn dazu zu stellen?
Ein Engel machte sich auf die Suche, denn ohne Josef konnten sie nicht
Weihnachten feiern. Der Engel fand ihn in der Krippenschachtel, berührte
ihn, und Josef erwachte zum Leben. Danke, lieber Engel, sagte er und
machte sich auf den Weg zur Krippe wie damals nach Betlehem. Er war zwar
etwas verstaubt, aber eines wusste er noch so wie vor 2000 Jahren: Wenn es
darauf ankäme, würde er wieder genauso handeln wie damals.
Josef würde wieder genauso handeln wie damals, würde Grenzen durchbrechen,
weil ihm das Leben seiner jungen Frau wichtiger wäre als seine Ehre. Josef
ist der Mann, den Gott für seinen Heilsplan wollte. Dadurch wird er auch zum
Traummann für Maria. Josef hat oft geträumt, aber er war nicht
realitätsfremd. Als seine Lebensplanung völlig durcheinander geriet, da hat
er sich Gottes Anspruch gestellt. Er ist nicht davongelaufen, um sich in
eine heile Welt zu flüchten, sondern er hat die Realität akzeptiert und
Verant-wortung übernommen. Er ist durch seinen Traum erst richtig wach
geworden.
Wenn wir offen sind für die Realität um uns herum, dann können wir
mithelfen, den Menschheitstraum Gottes zu verwirklichen: dass es
menschlicher zugeht zwischen den Menschen. Fürchte dich nicht, sagte der
Engel, steh auf und geh. Das heisst, es gibt einen gangbaren Weg für jeden
von uns, egal, was kommt. Mit Josef Weihnachten entgegengehen, heisst
aber vor allem, zu gehen im Wissen: Gott ist mit mir, er hilft mir.
(R.P.Kerschbaum)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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