Weg-Wort vom 12.November 2009-11-12
Übergang
Was zurückliegt, vergesse ich und strecke mich aus nach dem, was vor mir
liegt.(Philipper 3,13)
Wenn Artisten von Trapez zu Trapez durch die Kuppel fliegen, hält das
Zirkuspublikum den Atem an. Es weiss um das Risiko, mit dem die Künstler
spielen. Die Trapezkünstler perfektionieren den Übergang vom Loslassen zum
Erfassen. Sie können sich so ihren Lebensunterhalt verdienen, weil uns ihre
Fähigkeit loszulassen und ihr Vertrauen heil anzukommen fasziniert.
Viele von uns fürchten sich vor Übergängen. Einem Stellenwechsel oder einer
neuen Lebensphase sehen wir mit gemischten Gefühlen entgegen.
Was ist, wenn ich das Vertraute aufgebe, womit ich mich über längere Zeit
identifiziert habe? Mein Platz wird rasch von jemand anderem eingenommen,
und das nagt am eigenen Selbstvertrauen.
Es geht gut weiter auch ohne mich. Diese Einsicht verdaut man leichter, wenn
es gelingt los zu lassen. Je entschiedener man das tut, umso unbeschwerter
kann man das Neue angehen.
Eine Übergangsphase dauert manchmal wesentlich länger, als man es möchte.
Das gibt uns Zeit darüber nachzudenken und uns darauf einzustellen. Verträge
und Versicherungen sind dabei unsere Rettungsleinen. Die innere Ungewissheit
aber müssen wir ertragen, die lässt sich nicht absichern.
Wir befürchten, ob wir den Übergang auch mit dem Herzen schaffen.
Wie reagiere ich auf das Neue, was werde ich fühlen, geht es mir dann
besser? Auch wenn wir die Zukunft rosig sehen, können wir müssen alle nicht
sicher sein, dass alles so wird, wie wir es erwarten. Diese Spannung muss
man ertragen können, wenn man den Übergang wagt. Wie es gelingen kann, das
sagt uns Paulus mit dem obenstehenden Vers. Loslassen im rechten Moment, den
Schwung ausnutzen und sich entschlossen dem Neuen entgegenstrecken. Ein
zögerlicher Übergang wäre sehr gefährlich. Denn wer im Alten verhangen
bleibt verliert den Schwung und kommt nicht an.
Mit diesem Wegwort verabschiede ich mich von Ihnen. Mit freundlichen Grüssen
Susanne Wey
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Iris Daus
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