Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 2. Juni 2016
Im Zug
Ich steige in den Zug, der mich nach Zürich bringt. Eigentlich suche ich ein
leeres Vierer-Abteil. Gibt es nicht. Ich kann aussuchen, wo ich mich
hinsetzen will. Wo ist es am Bequemsten für ein kurzes Nickerchen? Der
Wecker ist schon gestellt. Und der Platz ist frei, mir gegenüber eine junge
Frau so um die Zwanzig.
Ich niste mich ein, es ist ein wunderschöner Maientag und die Sonne glüht
vom Himmel. Mein Schlaf ist von kurzer Dauer, denn die junge Frau fragt, ob
sie den Sonnenschutz runterlassen darf. "Selbstverständlich.", sage ich, und
es entwickelt sich ein Gespräch über ihre weit in der Welt verstreute
Familie, auch über ihre private und berufliche Zukunft. Unterhaltsam,
spannend, angenehm. Unser Gespräch ist noch nicht beendet als wir in Zürich
aussteigen müssen. Zum Abschied noch eine kurze Einladung: "Kommen Sie doch
mal in der Bahnhofkirche vorbei?" Sie verzieht leicht das Gesicht und meint:
"Kirche, das ist nicht so meins."
Sie wird diese Zeilen kaum lesen. Sie wird nicht wissen, dass mich ihr
letzter Satz beschäftigt. In ihrem Leben haben sich ihre Wege und die Wege
der Kirche sicher einige Male gekreuzt. Warum ist sie nicht erreicht worden?
Was hat gefehlt, was war zu viel? Es lassen sich sicher viele Gründe finden,
die das Abseitsstehen eines jungen Menschen verursachen können.
Interessieren tun sie mich eigentlich nur bedingt. Vielmehr interessiert es
mich, wie wir Menschen, junge Menschen, dazu bringen sich für Kirche und
Glauben zu interessieren. Wie geht das, wenn man sich nicht auf die Schiene
"Jetzt Bekehrung und Rettung oder ewige Verdammnis" begeben will?
Die Gemeinde vor Ort muss überzeugen, nicht die PfarrerInnen allein, auch
die einzelnen Kirchgemeindeglieder müssen das ausstrahlen, an ihnen soll
Gottes Nähe und Liebe erkennbar, durch sie soll Gott im Alltag erfahrbar und
spürbar sein. Und schon bin ich wieder beim "Muss". Nein, Müssen müssen wir
nicht, aber wie wäre es, wenn man es uns einfach ansieht, ohne Worte, ohne
Kommentar?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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