Wegwort vom 14. November 2007
Solidarität und Engagement (Psalm 131)
Sie haben sie vielleicht auch im Ohr, die Stelle aus dem 18. Kapitel des
Lukasevangeliums, die vom Pharisäer und vom Zöllner berichtet. Die Stelle,
wo der Pharisäer betet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen
Menschen bin, wie Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.
(Lk 18.11)
Überhebliche Gläubige davon gibt es leider viele. Mit Gott und seiner
Botschaft von der Nächstenliebe, der gelebten Solidarität, der tätigen
gegenseitigen Unterstützung hat das nichts zu tun. Da gilt ein Gott, der mit
dem lebendigen Gott nichts zu tun hat.
Der 131. Psalm sieht so aus, wie wenn einem Menschen genau das bewusst
geworden wäre. Und er will das nun im Gebet richtig stellen:
Herr, ich bin nicht hochmütig,
ich blicke nicht überheblich in die Welt.
Ich habe keine grossen Wünsche,
die unerfüllbar wären.
Im Gegenteil: Ich bin ruhig und ausgeglichen;
wie ein gestilltes Kind an der Mutterbrust,
so still bin ich! (Ps 131.1f)
Leider geht da dann das Gebet, der Psalm 131 nicht mehr weiter. Dabei müsste
es genau hier weiter gehen:
Weil ich so wunschlos, ausgeglichen und ruhig glücklich sein darf, ist es
mir möglich, mich für andere einzusetzen, mich für sie ins Zeug zu legen,
mich für sie stark zu machen!
Es geht nicht um Abgrenzung! Es geht um gelebte Solidarität, um das
Engagement für andere! Da wird Gott lebendig!
Mit freundlichen Grüssen
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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