Weg-Wort vom 4. April 2012
Wer nicht geniesst
Konstantin Wecker singt ein Lied mit dem Refrain: "Wer nicht geniesst, ist
ungeniessbar." Geniessen ist eine Kunst! Wecker sagt dazu: "Wer geniesst,
tappt ja immer wieder auch in die Fallen des Genusses." Damit spielt er wohl
seine Suchterfahrung an.
Genussmittel können Suchtmittel werden.
Geniessen hat etwas mit den Sinnen zu tun und löst Freude, Erfüllung und
Dankbarkeit aus.
Und ausgerechnet in der Karwoche ein Weg-Wort zum Thema "Geniessen", wo doch
Fasten und Verzicht angesagt ist.
Genau darum, weil Fastenzeit ist, ist Geniessen so wichtig, denn wer nicht
geniesst ist ungeniessbar. Und Jesus sagt selber: "Wenn ihr fastet, sollt
ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr
Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten." (Mt 6,16)
Zudem muss Jesus ein Geniesser gewesen sein, warum sonst wurde er als
Fresser und Säufer bezeichnet?
Es ist möglich, auch beim Fasten und Verzichten zu geniessen. Gerade der
Verzicht kann Sinne schärfen. Das Fasten kann förderlich sein, dass Sinne
sensibilisiert werden und zum Beispiel der Frühlingsduft intensiver
wahrgenommen wird. Beim Verzichten aufs Autofahren ist bei einem Spaziergang
das Vogelgezwitscher zu hören, statt am Computer zu gamen kann beim
Federball spielen das Kitzeln der Sonne auf der Haut erspürt werden, statt
dem Schlecken einer Glace ist es möglich, ein Stück Brot bewusst zu kauen
und zu geniessen.
Die Fastenzeit gibt uns die Chance, das Geniessen neu zu entdecken, denn wer
nicht geniesst ist ungeniessbar.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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