Weg-Wort vom 16. Oktober 2012
Baum
Die Laubbäume verfärben sich. Ein sicheres Zeichen dafür, dass der Herbst
sich breit macht und der Winter nicht mehr weit ist. Mein Lieblingsbaum am
Weg nach Hause, der mich immer begrüsste: "Bald bist du zu Hause" und mich
verabschiedete: "Bis bald", musste einem Neubau weichen. Jetzt steht eine
Bank dort, aber ohne Baum im Rücken. Ich gehe nie an der Stelle vorbei ohne
an den Baum zu denken und ihn zu grüssen, obwohl er nicht mehr da steht.
Bäume gefallen mir als Vorbilder und als Kraftquellen. Sie spenden Trost und
Ruhe. Sie zeigen etwas von der tiefen Verwurzelung, die Halt gibt, und mit
der Baumkrone wachsen sie in den Himmel. Sie wandeln sich im Jahreslauf und
bleiben doch dieselben. Sie laden mich ein, unter ihnen zu träumen und diese
Träume dann zu leben.
Der folgende Text, dessen Herkunft ich nicht mehr herausfinden konnte,
begleitet mich beim Träumen, er ist mir Trost und lässt mich manchmal auch
über mich hinauswachsen.
Also: Werde wie ein Baum - statt unglücklich! Ein Baum braucht Wurzeln. Aber
wer bei den Wurzeln verharrt, wächst nicht. Darum zum Ersten: Wachse heraus
aus der Abhängigkeit des - biblischen oder modernen - dritten Knechts.
Vertrau auf das Wasser des Schöpfers für deine Wurzeln - und auf dein
Talent. Und: Welcher Baum vergleicht sich mit dem anderen? Er wächst
einfach. Sogar durch Felsen. Darum zum Zweiten: Vergleich dich vor Gott mit
dir selber- und deinem Talent. Und auch wenn wir den Wald morgen zerstören,
der Baum gibt noch heute seinen Samen weiter. Darum zum Dritten: Riskiere
dein Talent! Aber nicht berechnend, sondern ins Ungewisse, wie man ein
Samenkorn streut. Mit dem Optimismus, dass ein Anderer gedeihen lässt.
Gott, gib uns Zeit. Amen
Und was löst der Text bei Ihnen aus?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche m Hauptbahnhof Zürich
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net