Weg-Wort vom 2. April 2013
Du bist Du
Als Kind wollte ich sein wie meine grosse Schwester. Ich habe mich mit ihr
gemessen. Wer ist grösser, wer ist besser in der Schule, wer kann schneller
rennen, wer kann höher klettern. In der Schule wollte ich so erwachsen sein,
wie die "Grossen" im Schulhaus. Als Jugendliche hatte ich
meine Vorbilder und Idole.
Keine schlechte Sache, sich sozusagen nach der Decke zu strecken und Ziele
und Vorbilder ins Auge zu fassen.
Leben muss ich aber mein Leben selber. Was ich erlebe, erlebt niemand sonst.
Niemand empfindet das Gleiche wie ich. Ich bin einmalig und mein Leben,
meine Lebensgeschichte ist einmalig. Wenn es gelingt, mit Vorbildern,
Erziehung, Umwelteinflüssen gross zu werden und dabei sich selber nicht zu
verlieren sondern sich selber zu finden, ist das grossartig.
Das ist die Möglichkeit, ein Original, originell zu sein.
Und auch Gott wird uns nicht an unseren Mitmenschen messen, sondern an den
Talenten, die wir haben und umsetzten, an unseren Möglichkeiten, die uns
geschenkt sind und wie wir sie einsetzten.
Dazu eine chassidische Geschichte. Rabbi Susia, so wird erzählt, sagte:
"In der kommenden Welt wird man mich nicht fragen: "Warum bist du nicht Mose
gewesen?" Man wird mich vielmehr fragen: "Warum bist du nicht Susja
gewesen?" Man wird mich nicht fragen: "Warum hast du nicht das Mass
erreicht, das der grösste und gewaltigste Glaubende unserer Religion gesetzt
hat?" Sondern man wird mich fragen: "Warum hast du nicht das Mass erfüllt,
das Gott dir ganz persönlich gesetzt hat? Warum bist du nicht das geworden,
was du eigentlich hättest werden sollen?"
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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