Weg-Wort vom 7. April 2010
Spiel des Lebens
Eile mit Weile war früher das Spiel der Spiele. In jeder Familie wurde es
gespielt.
Heute erfreuen sich neben Bibliotheken und Videotheken Ludotheken grosser
Beliebtheit. Wir haben die Spiele und damit das Spielen wieder entdeckt. Da
gibt es Gesellschaftsspiele, Strategiespiele, Geschicklichkeitsspiele,
Ausdauerspiele, Wettspiele, Denkspiele, Glücksspiele.
Mit dem Glück im Spiel ist das allerdings so eine Sache. Als Kind wollte ich
immer gewinnen. Ich wollte das Glück zwingen, mit Tricks und kleinen
Mogeleien. Wenn ich dabei war, die letzte Spielfigur ins Ziel zu bringen,
passierte es mir aber garantiert, dass ich rausflog und wieder ganz von vorn
anfangen musste. Das machte mich oft wütend, und ich hatte keine Lust mehr
weiter zu spielen. Ich war eine Spielverderberin.
Unsere deutschen Nachbarn spielen Eile mit Weile unter dem Namen Mensch
ärgere dich nicht. Gerade weil es uns nämlich ärgert zu verlieren, weil es
uns schwer fällt zu akzeptieren, wenn wir nicht immer auf der Gewinnerseite
stehen.
Dabei ist Spiel jede Tätigkeit, die lediglich aus Freude an ihr selbst
geschieht. Das Spiel des Kindes beginnt mit der Beschäftigung mit sich
selbst und führt zum Spiel mit Gegenständen und schliesslich mit anderen
Menschen.
Was aber für das Spiel gilt, das gilt erst recht für das Leben selbst.
Spiel, Satz und Sieg heisst es beim Tennis. Wie aber gehen wir mit
Niederlagen um? Nehmen wir sie sportlich? Das würde bedeuten, dass wir
anderen den Sieg, den Erfolg gönnen und uns von Misserfolg nicht enttäuschen
und entmutigen lassen.
Ich habe Ostern vor Augen, diesen Triumph des Lebens. Vorausgegangen sind
ihm aber trotz vollem Einsatz Versagen, Enttäuschung, Angst, Hadern. Nichts
von Leidverschonung.
Mein Nachbar hat Krebs. Chemotherapie. Ein anderer Nachbar wurde letzte
Woche beerdigt. Sein Enkel war dabei, 20 Jahre jung. Nach der
Hirntumoroperation im vergangenen Jahr geht er mühsam an Krücken. Er lebt,
er kämpft, ist mutlos und dann wieder voller Hoffnung. Spiel des Lebens.
Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg? Trotz Niederlage wieder
aufstehen. Gott richtet uns auf, die Lebenden und die Toten.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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