Weg-Wort vom 15. Juni 2009
Entscheiden
Wenn ich mich so verhalte, dann sind meine Freunde mit mir böse und meine
Angehörigen zufrieden, und wenn ich mich anders verhalte, sind meine Freunde
mit mir zufrieden und meine Angehörigen mit mir böse!
Ich denke, wir alle kennen solche Situationen, wo wir es einfach nicht allen
recht machen können. Ich kenne sie aus meinem eigenen Leben und aus vielen
Gesprächen, wo mir Menschen in der Seelsorge von solchen Situationen
berichten. Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!
Was tun in solchen Situationen?
Zum Rabbi kommt ein Mann mit der folgenden Frage:
Rabbi, was soll ich tun? Ich habe einen Hahn und eine Henne. Schlachte ich
den Hahn, dann kränkt sich die Henne. Schlachte ich die Henne, dann kränkt
sich der Hahn
Der Rabbi überlegt lange und entscheidet:
Du sollst den Hahn schlachten!
Aber Rabbi, dann kränkt sich doch die Henne!
Nun soll sie sich kränken!
Der Rabbi macht Mut, sich zu entscheiden. Das ist das Zentrale. Wir dürfen
nicht wie der Esel zwischen den beiden gleichweit entfernten und
gleichgrossen Heuhaufen verweilen, nur weil er sich nicht entscheiden kann.
Nein! Ein Entscheid ist nötig und damit auch Enttäuschung auf der anderen
Seite. Es darf in unserem Leben kein Gleichgewicht des Schreckens geben,
keine Unbeweglichkeit, keinen Stillstand, nur weil wir niemandem auf die
Zehen treten wollen.
In solchen Situationen hilft mir zu wissen, dass es den anderen immer wieder
einmal gleich geht wie mir. Sie und ich gehören immer wieder einmal zu den
Befriedigten oder Enttäuschten. Weil da immer wieder ein Ausgleich ist, darf
ich mich entscheiden.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net
Blog:
http://blogs.ref.ch/bahnhofkirche.php