Weg-Wort vom 8. März 2007
Nachfolge
In dieser Woche erzählt der Hauptartikel einer Konsumentenzeitschrift die
Geschichte einer jungen Frau, die ins Kloster ging. Die Frau hat sich
entschlossen, ihr Leben ganz auf Jesus auszurichten. Sie sagt von sich, dass
sie eine Wandlung vom Saulus zum Paulus erfahren hat. Diese radikale Form
der Umkehr dominiert meist unsere Vorstellung, wenn wir von Nachfolge reden.
Und das befremdet viele oder schreckt sie ab. Nur, das muss nicht für jeden
so sein.
Auf meinem spirituellen Weg gab es keine radikale Umkehr. Aber es gab
Momente des Ergriffenseins und des Staunens. Und diese intensiven
Erfahrungen im Leben haben mich begeistert, davon wollte ich mich leiten
lassen. Doch dann zögerte ich. Ich wollte zuwarten, wollte Gewissheit dort,
wo nur das Vertrauen weiter führt. Da verblasste meine Begeisterung. Erst
als ich es wagte, dem innern Ruf der Sehnsucht zu folgen, näherte ich mich
wieder dem, was für mich Berührung mit Gott bedeutet. Die Suche selbst wurde
so zu meinem Anliegen, das Unterwegssein ein Zustand.
Die Nachfolge kann man auch mit dem Einstieg in ein Labyrinth vergleichen.
Die Sehn-sucht ist die Spur, die nach innen führt. Sie zieht die, welche ihr
folgen vorwärts durch viele Wendungen entlang dem Pfad der Erfahrung. Der
Weg führt zuerst in die Mitte, zu uns selbst und von da wieder hinaus zurück
in die Welt.
Der direkte Ruf zur Umkehr erreicht nur wenige Menschen. Wer ihn hört und
ihm folgt, bezeugt mit seinem Leben Gott. Dieser entschiedenen Nachfolge
gehört unser Respekt, dafür braucht es Mut.
Aber an uns andere geht der Ruf leiser, mehr als Vision, die wir haben. Die
Sehnsucht nach mehr Freude und Lebendigkeit, ist die Tür, die Gott uns
öffnet. Wer dieser Einladung folgt, findet in eine neue Dimension des
Lebens. Wer dann vertrauensvoll weiter geht, wird in das Leben geführt, das
Gott für uns vorgesehen hat.
Befiehl du deine Wege, und was dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege, des der den Himmel lenkt,
der Wolken, Luft und Winden, gibt Wege Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuss gehen kann.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche