Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 17. April 2019
Der selber ist das Leben
Ein Bekannter erzählt mir von seinem Hausarzt. Er hält ihn für einen guten Arzt, der ihm
schon in vielen Fällen geholfen hat. Aber als es um seine Rückenschmerzen ging, klappte es
nicht. Der Arzt sagte jedes Mal: «Das ist nur eine Frage des Trainings. Schauen Sie mich
an. Ich hatte auch einmal Rückenschmerzen, aber seit ich meine Muskeln trainiere, ist das
vorbei.» Der Bekannte mühte sich ab, das vorgeschlagene Programm zu absolvieren, aber die
Schmerzen liessen nicht nach.
Dann passierte es, dass der Arzt selbst wieder Schmerzen bekam, die mit seiner eigenen
Methode nicht wegzubringen waren. Von dem Moment an konnte der Arzt nicht mehr länger an
seinem unhinterfragten Patentrezept festhalten. Er bemühte sich wieder um den Patienten.
Ein Arzt muss nicht jede Krankheit selbst gehabt haben, die er bei anderen heilen will.
Aber er muss verstehen, wie sehr eine Krankheit einen Menschen an die Grenzen bringen, ihn
verunsichern und belasten kann, sonst fehlt ihm etwas Entscheidendes für eine
heilbringende Beziehung zum Patienten.
«Ein Arzt ist uns gegeben, der selber ist das Leben.» heisst es in einem Gesangbuchlied.
Ich verstehe diesen Satz so, dass Jesus für unsere Krankheiten, unsere Anfälligkeit und
unser Scheitern die richtige Adresse ist, weil er sich dem Leid selbst ausgesetzt hat. Er
urteilt nicht aus der überlegenen Position dessen, dem nichts etwas anhaben kann.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Christus als Schmerzensmann von Albrecht Dürer (Ausschnitt)
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