Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 23. Dezember 2019
Heilige Familie
Die Krippe in der Bahnhofkirche zeigt die Heilige Familie. Was mich daran besonders
bewegt: das Material zur Herstellung der Heiligen Familie hat der junge Künstler im
Konzentrationslager Ausschwitz gefunden. Ein Ort, an dem so viel Unheil geschah. Das Holz,
die Steine, der Stacheldraht haben so viel Leid gesehen, Schreie gehört… und jetzt zeigen
sie Maria, Josef, das Jesuskind und all die Tiere und Könige an der Krippe. Hier werden
sie zu DEM aufrüttelnden Hoffnungszeichen für uns Christinnen und Christen!
Viele Besucherinnen und Besucher der Kapelle hat die Krippe bewegt.
Hier die Gedanken eines deutschen Theologen, dem der Holocaust immer noch in den Knochen
steckt:
Schreiende Krippe
Verbranntes Holz modelliert die Gesichter der Heiligen.
Ein Kind ist Stellvertreter aller Opfer,
als Wehrloser ihnen gleich.
Christkind, nicht durch Kerzen versengt,
nein, aus verbranntem, mit Tränen getränktem Holz entstanden.
Ein Säugling auf Steine gebettet,
wie jede Solidarität;
kalte Härte liegt überall herum.
Hölzerne Krippenbretter müssten vom Kreuz stammen.
Stacheldraht bildet jetzt die Gloriole des Neugeborenen -
später einmal auf seinem Haupt die Dornenkrone.
Krippe einer Menschlichkeit,
die aus den Lageröfen in Rauchsäulen verflog.
Tierische Baracken beherbergten lebende Skelette,
in Betlehem war die Herberge ein Stall für Tiere.
Ein Messias der schreit,
der mit den Opfern schreit,
der die Täter anschreit,
der über Wegschauende weint.
Wir schauen hin,
auf diese Krippe,
wir hören ihren Aufschrei,
wenn wir Augen und Ohren öffnen. (Bernd Kopp)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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