Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 20. Juli 2020
Zwei Wölfe
Ein weiser Grossvater aus dem Stamm der Cherokee sass eines Abends mit
seinem Enkelsohn auf einem Hügel unter dem Sternenhimmel, und beide
schauten in die Ferne. Da begann der Alte zu sprechen: „Mein Kind,
während meines Lebens habe ich immer wieder einen Kampf in meinem
Inneren beobachtet, und ich glaube, es ist eine Auseinandersetzung, der
wir uns alle zu stellen haben. Es ist, als kämpften in meiner Brust zwei
Wölfe.
Der eine Wolf erscheint dunkel und hinterhältig. Er ist getrieben von
Zorn und Neid, von Hass und Arroganz, von Ungeduld und Selbstsucht, von
Minderwertigkeitsgefühlen und Verzweiflung. Der andere Wolf zeigt sich
als freundlich und edel. Seine Kräfte sind Mitgefühl und Gelassenheit,
Aufrichtigkeit und Wohlwollen, Humor und Zuversicht, Grosszügigkeit und
Liebe. Beide Wölfe versuchen beständig, die Oberhand zu gewinnen und zu
behalten."
Der Junge wurde nachdenklich. Lange schaute er seinen Grossvater
schweigend an, bis er ihn schliesslich fragte: „Sag, Grossvater, welcher
dieser beiden Wölfe wird den Kampf gewinnen?" Der alte Cherokee lächelte
und antwortete: „Schlussendlich wird der Wolf Sieger sein, den du
beständig fütterst."
Wir haben vielerlei Antriebe in unserem Inneren, manchmal wirken sie
harmonisch miteinander, nicht selten stehen sie gegeneinander und
verursachen eine innere Zerrissenheit. Es bringt nichts, die einen
Impulse zu verurteilen. Mein Leben kommt in Bewegung, wenn ich alles
aufmerksam beobachte und mich frage: Welche Impulse haben das Sagen und
bestimmen mein Handeln? Welche Kräfte will ich nähren, damit sie zu
meinem Wesen werden?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von christels auf Pixabay
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