Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 27. Oktober 2020
Stimme des Gewissens
Die Konzernverantwortungsinitiative, über die Ende November abgestimmt wird, hat in der
Kirche auch Gegner. Aus Angst vor einem unschönen Abstimmungskampf hat ein Kommentator
einer kirchlichen Zeitschrift das «Modell Zachäus» vorgeschlagen. Kirchen sollten sich
nicht verurteilend als Moralapostel aufspielen, sondern mit den Konzernen das Gespräch auf
Augenhöhe suchen, so wie es Jesus mit dem betrügerischen Zolleinnehmer Zachäus getan hat.
Jesus kommt als Wanderprediger nach Jericho. Zachäus möchte ihn sehen und klettert auf
einen Baum, weil er klein war. «Ich muss heute dein Gast sein.», sagt Jesus zu ihm. Für
die Anwesenden ist es unerhört, dass Jesus mit einem so schlechten Menschen Kontakt
aufnimmt. Aber seine unerwartete Selbsteinladung hat bei Zachäus einen Gesinnungswandel
ausgelöst. Er ist am Ende bereit, seinen unrechtmässig erworbenen Besitz zurückzugeben.
Das Vorinteresse des Zachäus ist in dieser Geschichte entscheidend. Er möchte Jesus sehen,
wenigstens von weitem. Ich setze deshalb Zachäus lieber mit uns Stimmbürgern gleich als
mit global operierenden Konzernen.
Was sagt mir mein Gewissen, wenn ich Menschen, die für meinen Wohlstand rücksichtslos
unterdrückt und gefährdet werden, die Möglichkeit geben kann sich zu wehren?
Ich möchte diese Frage nicht nur mit dem Stimmzettel, sondern - wie Zachäus - mit meinem
eigenen Handeln beantworten.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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