Weg-Wort vom 31. Mai 2012
Seelsorge an der Theke
Manchmal bin ich so dünnhäutig, dass ich es selbst kaum glaube. Da kann eine
Feder mich berühren, und sie verletzt so sehr, als ob man mir einen Dolch in
den Bauch gerammt hätte. Und handkehrum habe ich eine recht dicke Haut und
bewege mich auch so. Ein Lüftchen kann mich manchmal zu Fall bringen und ein
Panzer an mir zerschellen.
Spannend sind aber nicht die Momente, in denen wir uns stark und sicher
fühlen. Da gilt höchstens, dass wir darauf achtgeben uns nicht wie ein
Elefant im Porzellanladen zu benehmen.
Die andern Momente sind interessant, wenn wir offen sind und unsere Haut
dünn und zart, da kann ein schiefer Blick, ein zu kurzer Gruss schon Einiges
an Unheil anrichten. Wenn's dann passiert, dann ist es schon zu spät sich
schützen zu wollen.
Wie viele andere, die auswärts arbeiten, verpflege ich mich mit
Mitgebrachtem, einer Wurst oder in einer Kantine, einem Restaurant. Noch mit
den Gedanken bei der Arbeit, machen wir unser Tablett parat, kommen an die
Ausgabestelle des Essens. Die Auswahl ist gross, vielfältig - doch das, was
das Herz erwärmt, ist die Frau, die geduldig auf unsere Bestellung wartet
und von einem herzlichen Lächeln begleitet, mir das Gewünschte in den Teller
schöpft.
Man könnte durchaus sagen: She made my day! Sie hat mir den Tag gerettet.
Ein Lächeln, das von Herzen kommt. Das braucht es und das ist ja nicht viel:
Nur ein Lächeln, ein gutes Wort und schon kann sich Frieden in uns
ausbreiten.
Wenn ich solches annehme, so ist mir auch klar: Ich kann und will das
weitergeben. Wie sehr wir immer wieder auf ein Lächeln von Herzen angewiesen
sind, weiss nicht nur ich.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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