Weg-Wort vom 12. September 2008
Ein neues Schulfach
Deutsch, Französisch, Englisch, Mathematik, Geschichte, Natur und Umwelt,
Turnen und noch vieles mehr haben wir in der Schule gelernt. Lernen das
die Kinder und Jugendlichen, die jetzt in den Schulen sind, auch noch? In
den Zeitungen lesen wir mehr von Konflikten, von körperlicher und seelischer
Gewalt an Schulen. Müsste da nicht noch ein weiteres Fach den Kindern und
Jugendlichen, den Eltern und Lehrern, uns allen gelehrt werden, nämlich
Fair streiten und Streit schlichten?
Kann man das lernen? Muss man das lernen? Eines ist sicher: im Umgang mit
Konflikten sind die meisten von uns bei allem, was wir gelernt haben für
das Leben oft genug Analphabeten. Das gilt für eine Schulklasse wie für
einen Kirchenchor, für eine Jugendgruppe wie für die Gemeinschaft im Verein
gleichermassen. Vieles gäbe es da zu lernen. Und sage niemand: Bei uns gibt
es keine Streitigkeiten!
Ich erlebe es immer wieder: da fühlt sich einer zu Recht oder nicht von
einem anderen ungerecht behandelt, missverstanden, zurückgesetzt,
vorsätzlich verletzt, vielleicht lächerlich gemacht vor den anderen. Was
wird daraus? Wer erfährt davon? Was tun Sie, wenn Ihnen solches widerfährt
in der Familie, im Bekanntenkreis, in einer Gemeindegruppe?
Sicher: körperliche Gewalt, die es da und dort in Schulen gibt, bleibt bei
uns sehr selten Gott sei Dank . Stattdessen aber hören wir oft Sätze
wie: Der kann mich mal. Die ist für mich gestorben. Der soll mich
kennen lernen. Mit der rede ich kein Wort mehr. Und allzu oft erleben
wir: geredet wird am Ende viel über den Streit, über seinen Anlass, über die
Kontrahenten nur die Hauptbeteiligten reden nicht; jedenfalls nicht
miteinander. Gar nicht selten, dass auf diese Weise schnell zur Staatsaffäre
wird, was als Bagatelle seinen Anfang nahm.
Ich möchte nicht zum Mond gelangen, jedoch zu meines Feindes Tür. So
heisst es in einem Kirchenlied unserer Zeit. Wir müssen dringend lernen,
fair zu streiten und kreativ Streit zu schlichten.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
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