Weg-Wort vom 25. September 2007
Christliche Grundwerte
Immer wieder wird der Werteverfall beklagt, sei es bei den Jugendlichen von
heute oder in der westlichen Gesellschaft insgesamt, wie erst kürzlich
wieder von Papst Benedikt XVI. Ob es sich dabei tatsächlich um einen
Werteverfall oder eher um eine Werteverschiebung handelt, ist eine Frage des
Standpunktes und sei hier dahingestellt.
Vielleicht aber sind ja diejenigen, die sich beklagen, nicht so ganz
unschuldig am beklagten Werteverlust. Wenn es ihn denn tatsächlich gibt, ist
es der älteren Generation offensichtlich nicht gelungen, ihre eigene Jugend
für die ihnen wichtigen Werte zu gewinnen. Dasselbe trifft dann entsprechend
auch auf die römische Kirche zu und dies auf einem ihr ureigenen Gebiet.
Um andere von den eigenen Werten zu überzeugen, braucht es vor allem eine
hohe Glaubwürdigkeit. Wir können dann nicht nur über sie reden, sondern
müssen sie zuerst, so gut es geht, selber leben in unserem eigenen Alltag
genau so wie in den Institutionen des öffentlichen Lebens, auch und gerade
in den Kirchen.
Bei den Gesprächen in der ökumenischen Bahnhofkirche stellen wir fest, dass
immer mehr Menschen immer weniger überzeugt sind von den Kirchen als
Institution. Umso wichtiger dagegen sind ihnen christliche Grundwerte wie:
Frieden, Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Menschenrechte für alle,
Mitmenschlichkeit, Solidarität, Freiheit des Denkens, gegenseitige Toleranz
und Rücksichtnahme,
das in Gott gründende Ja zu sich selbst und zu anderen.
Diese Zustimmung der Menschen zu den christlichen Grundwerten stimmt uns
zuversichtlich auch wenn viele immer wieder nicht wissen, was sie für
ihren Alltag konkret bedeuten und wie sie sie entsprechend leben können.
Es wäre darum die vordringliche Aufgabe und Chance der Kirchen, den Menschen
gerade hier hilfreich zur Seite zu stehen. Sich mit ihnen auf den Weg zu
machen, um im gemeinsamem Gespräch und Handeln das Verständnis der das Leben
in der heutigen Gesellschaft tragenden Werte im Licht des Evangeliums so zu
erhellen, dass sie für unsere aktuelle Situation verständlich und
nachvollziehbar sind.
Gerade im Bereich der Wertediskussion wird deutlich, dass wir alle nicht
nur die Amtsträger Kirche sind, engagierte, lebendige Kirche. Dass nur im
Miteinander der Geist Jesu in unserer Welt lebendig ist.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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