Weg-Wort vom 2. Mai 2007
Gott verlässt uns nicht! (Psalm 89)
Der 89. Psalm bewegt mich. Er beginnt mit einem dicken Lob für Gott: Herr,
Gott der Heerscharen, wer ist wie du? Der Herr ist stark, rings um ihn ist
Geborgenheit. (Ps 89.9) Dann wird daran erinnert, was Gott Israel alles
zugesagt und geschenkt hat: Du gibst ihnen (dem Volk Israel) strahlende
Kraft. (Ps 89.18) Soweit so gut!
Dann aber kommt der Zusammenbruch Israels und der Weg ins babylonische Exil.
Israel ist am Boden zerstört. Es fühlt sich von Gott verlassen: Jetzt aber,
Herr, hast du verstossen, weggeworfen. Du hast dich hinreissen lassen gegen
deinen Gesalbten! (Ps 89.39) Und es kommt die dringliche Bitte: Wie lange,
Herr, verbirgst du dich noch, wie lange brennt dein Zorn wie ein Feuer? (Ps
89.47)
Dieses Auf und Ab mit Gott kennen wir doch alle! Manchmal fühlen wir ihn
ganz nah an unserer Seite. Unser Leben scheint uns gesegnet. Wir fühlen uns
bei Gott geborgen.
Dann passiert etwas. Wir verstehen unser Leben, die Welt nicht mehr. Wir
haben das Gefühl, Gott hat uns im Stich gelassen. Er ist uns wie abhanden
gekommen. Wir beten, wir rufen nach ihm. Aber alles scheint zu verhallen.
Das Verhältnis zu Gott ist einer partnerschaftlichen Beziehung zu
vergleichen. Wir haben einander nie für sicher und ewig. Wir müssen uns
immer wieder neu um einander bemühen!
Nur in einem, zentralen Punkt ist die Partnerschaft mit Gott anders als alle
unsere irdischen Partnerschaften: Gott verlässt uns nie! Immer wieder macht
er seine Türe für uns auf! Immer wieder lässt er sich von uns finden! Was
für eine Hoffnung! Was für ein Geschenk! Was für eine Liebe!
Mit freundlichen Grüssen
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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