Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 1. Juni 2017
Unser Täglich Brot im Blick
Beim Überqueren der Strasse sehe ich aus den Augenwinkeln eine
Blick-Schlagzeile. Es geht um unser Täglich Brot. Als Pfarrer reagiert's bei
mir natürlich. Da ist das "Täglich Brot" aus dem Unser Vater ausgewandert,
hat sich aus dem Gebet herausgelöst und aus der Kirche hinaus mitten in die
Welt begeben, mitten in diese bekannte Boulevard-Zeitung. Das Täglich Brot
ist in die Fremde gegangen.
Es muss doch etwas bedeuten, wenn ein so bekanntes Wort an neuem Ort
auftaucht. Ist es das Sorgen um das Täglich Brot. Bei uns, wo wir doch in
einer Vielfalt von Brot und Brötchen fast ertrinken? Fällt das Täglich Brot
dem "immer billiger" zum Opfer? Gehen kleine Bäckereien, die noch
währschafte Handarbeit betreiben, ein? Keine Chance gegen inländische und
ausländische Massen-Produktionsstätten? Handarbeit ist teuer, zu teuer.
Massenfertigung ist zu billig, nicht günstig, zu billig. Gegen einen
Drei-Schicht-Betrieb einer Grossbäckerei ist kaum aufzukommen.
Da braucht es Konsumenten-Solidärität. Wenn ich daran denke, dass eine
Bekannte in Kalifornien jeweils zwei bis drei Stunden Weg auf sich genommen
hat, um ein richtig feines Brot zu kaufen. Dann sollte es uns doch möglich
sein, unser Täglich Brot dort einzukaufen, wo auch in der Herstellung nicht
nur Maschinen, auch Menschen gefragt sind. Sie üben einen tollen und
anstrengenden Beruf aus, damit wir unser Täglich Brot auch wirklich
tagtäglich geniessen können.
Behalten wir unser Täglich Brot im Blick! Wir wissen: Wenn wir die ganzen
Abläufe und all die Menschen aus dem Blick verlieren, die mitgeholfen haben,
gutes und feines Brot zu backen, dann ist viel verloren. Wenn Unser Täglich
Brot noch als Blick-Schlagzeile auftaucht, könnte es Matthäi am Letzten
sein. Haben wir uns selbst nicht schon aus den Augen verloren, wenn wir
unser Täglich Brot und seinen Geber aus den Augen verloren haben?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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