Weg-Wort vom 19. September 2008
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde
Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Entstehung und die
Entwicklung der Welt (Evolution) stehen nicht im Widerspruch zum
christlichen Glauben an einen Schöpfergott. Im Gegenteil sie ergänzen sich
zu einer umfassenderen Sicht der Welt und des Menschen. Das betonen die
Schweizer Bischöfe der kath. Kirche in ihrem diesjährigen Hirtenbrief* zum
Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag:
Beide Seiten sprechen zwar von derselben Welt, aber unter je verschiedenen
Gesichtspunkten. Das sei wie bei der Rose: Wenn Sie einen Biologen oder
Chemiker fragen: Was ist eine Rose?, werden Sie vermutlich eine andere
Antwort bekommen, als wenn Sie dieselbe Frage einer Floristin oder einem
Dichter oder gar einem verliebten Paar stellen. Und doch haben alle
Antworten auf ihre Weise Recht. Alle sehen die gleiche Rose; und doch ist
für jeden etwas anderes an der Rose bedeutsam. Darum hebt auch jeder etwas
anderes an ihr hervor.
Die biblische Betrachtung der Welt geht von den heilenden und rettenden
Erfahrungen aus, die gläubige Menschen in ihrer langen Geschichte mit Gott
und seiner Treue gemacht haben. Daraus entstand das heilvolle Bild vom guten
Anfang der Welt, wie es in der Erzählung von der Schöpfung in sieben Tagen
enthalten ist (Gen 1,1-2,3). Es ist ein poetischer Text für den liturgischen
Gebrauch:
Gott besiegt die Finsternis und das Chaos, indem er eine wohlgeordnete Welt
schafft. Einzig und allein an dieser Heilsbotschaft ist die Bibel
interessiert. Sie will uns die vom Heiligen Geist geschenkte Gewissheit
verkünden: Alles, was es gibt Himmel und Erde, Materie und Energie,
Gestirne und Elemente, Pflanzen, Tiere und Menschen alles verdankt sich im
Letzten dem schöpferischen Willen Gottes. Sein Wort ruft alles ins Dasein.
Es ist ein Wort der Liebe, ein lebensfreundliches Wort.
Darum lässt Gott die Erde gleichsam zu einem Haus des Lebens werden, in
dem alle Lebewesen genügend Raum und Nahrung finden. Dieses Lebenshaus
Erde hat Gott den Menschen anvertraut, dass sie es pflegen und bewahren
zugunsten aller Geschöpfe auf dieser Erde.
Auch wenn die Menschen diesem Auftrag oft genug untreu werden Gott hält
an seinem im Bund mit Noah (Gen 9,8-17) gegebenen Versprechen fest: Die
Schöpfung wird am Ende nicht ins Verderben oder gar ins Nichts stürzen.
Nein, sie wird, so wie sie von ihm ausgegangen ist, auch wieder zu ihm
heimkehren.
Gottes Treue und Führung reicht vom guten Anfang über alle Wege bis zum
guten Ende.
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