Weg-Wort vom 8. Februar 2010
Bete und arbeite
Bete und arbeite, auf lateinisch: ora et labora. Sicher haben Sie diese
Worte aus dem Spätmittelalter schon gehört. Wir bringen sie auch mit dem
Orden der Benediktiner in Zusammenhang, weil sie deren Ordensregel so
treffend zusammenfassen.
Es braucht beides: das Gebet und die Arbeit. Und diese beiden Dinge sollten
nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wann was angezeigt ist, das ist die
Frage! Dazu die folgende Geschichte:
Zwei Kutscher, die mit ihren voll beladenen Eselskarren unterwegs waren,
blieben im Schlamm stecken. Die Räder sanken im Morast ein. Es gab kein
Vorwärtskommen mehr und kein Zurück. Da fiel der eine der beiden
Lastkutscher auf die Knie und begann, Gott zu bitten, ihm doch zu helfen.
Der andere ärgerte sich über das Missgeschick und machte seiner Wut kräftig
Luft. Er krempelte dann die Ärmel hoch, spuckte auf den Boden und mühte sich
mit aller Kraft, den Wagen aus dem Dreck zu ziehen. Er las Äste und Zweige
zusammen, um den eingesunkenen Rädern einen Halt im Schlamm zu bieten. Er
feuerte seinen Zugesel an, schlug auf ihn ein, stemmte sich gegen den Wagen,
schob, zog während der erste unermüdlich seine Gebetslitanei murmelte.
Dann geschah etwas Überraschendes: Ein Engel stieg aus dem Himmel herab und
kam dem Kutscher zu Hilfe, der sich so verzweifelt mit seinem Karren
abmühte. Der aber war ganz verwirrt und sagte zu dem Engel: Halt! Das ist
ein Irrtum! Der dort drüben hat dich gerufen. Nicht ich! Ihm musst du
helfen! Doch der Engel entgegnete ruhig und mit einem Lächeln: Nein! Du
brauchst Hilfe sonst arbeitest du ja ganz umsonst.
Es heisst nicht Beten oder Arbeiten! Das macht der erste Lastkutscher
deutlich. Die Hände gefaltet überlässt er das Handeln Gott. Das geht nicht.
Der andere Kutscher unternimmt das, was ihm in der konkreten Situation
notwendig erscheint: Er rackert sich ab. Gott versteht dessen Mühen als eine
Form des Betens und will den unglücklichen Kutscher in seiner Misere nicht
sich selbst überlassen. Er lässt sich dessen Arbeit zum Gebet werden und
hilft mit.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net
Blog:
http://blogs.ref.ch/bahnhofkirche.php