Weg-Wort vom 2. September 2010
Burnout Wüstenerfahrung
Ich kann nicht mehr. Dabei hatte alles so gut angefangen. Mit Feuereifer
habe ich mich in meine Aufgabe reingekniet, habe Überstunden gemacht, um das
neue Produkt auf dem Markt gut zu positionieren. Meine Firma hat davon
profitiert. Nur ich nicht. Anstatt auf der Erfolgswelle obenauf zu
schwimmen, hat es mich nach unten gezogen. Ich kann nicht mehr, nichts geht
mehr. Aus und vorbei. Das wars dann wohl.
Was war passiert? Der Mann hatte alles gegeben, hatte sein ganzes Können
und alle Kraft in die Arbeit investiert. Er geriet in eine Depression, hatte
ein Burnout: Ausgebrannt, das Feuer erloschen. Nichts mehr zu machen. Die
Arbeit, an die er sich geklammert hatte, trug ihn nicht mehr. Dazu kamen
noch Probleme in der Familie. Er hatte den Boden unter den Füssen verloren,
war in ein tiefes Loch gestürzt. Er sah keinen Ausweg mehr, war erschöpft
und zu kraftlos, um von allein wieder auf die Beine zu kommen.
Auch der Prophet Elija war ein Ausgebrannter. Einer, der mit ganzem Herzen
und ganzer Seele für seinen Gott gebrannt hatte, lag nun in der Wüste,
wollte nur noch sterben und schrie: Es ist genug. So nimm nun, Herr, meine
Seele. (1Kön 19,4ff) Gott aber sagte ihm durch einen Engel, der ihn
berührte: Steh auf und iss.
Der Weg durch eine Wüste ist lang, wenn Erschöpfung und Hilflosigkeit, Zorn
und Bitterkeit, Enttäuschung und Ohnmacht einen lähmen. Da tun Zuwendung,
Berührung und Annahme gut. Schwäche zulassen und sich helfen lassen ist in
einer solchen Situation extrem wichtig, um wieder auf die Beine zu kommen.
Aber auch essen, trinken, schlafen, diese ganz elementaren Dinge, sind von
grosser Wichtigkeit.
Vor allem aber braucht es Zeit. Zulassen, was ist, Bestandsaufnahme machen
und fragen: Was ist falsch gelaufen? Was muss ich verändern? Was für
Ressourcen in mir kann ich nutzen? Kürzlich sagte mir ein Mensch in einer
tiefen Krise: Ich bin trotz allem dankbar für diesen Schock. Er hat mir die
Augen geöffnet. Jetzt muss ich angehen, was schon längst fällig war.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch