Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 23. Juli 2021
Frau Wyss
Kennen Sie Frau Wyss? Kennen Sie Dorothee Wyss? Kennen Sie Dorothee, die Frau von Bruder
Klaus?
Hinter jedem bekannten, berühmten, starken Mann, steht eine Frau. So in etwa besagt es der
Volksmund.
Einige der starken Frauen sind bekannt: Klara von Assisi, Scholastika (die Schwester von
Benedikt, dem Ordensgründer), Katia Mann, Constanze Mozart, Clara Schumann, Eleanor
Roosvelt.
Neben all den bekannten gibt es auch unzählige Frauen, die nicht bekannt sind und hier
leider auch nicht erwähnt werden können.
Dorothee Wyss hat ihren Familiennamen behalten, das war zu ihrer Zeit so üblich. Üblich
war auch, dass eine Frau ohne die Einwilligung des Mannes nicht viel unternehmen konnte.
Auch meine Mutter konnte zu Beginn der Ehe noch keine Verträge unterschreiben, das musste
der Ehemann machen.
Erstaunlich ist daher, so ist es überliefert, dass Niklaus von Flüe seine Frau um ihr
Einverständnis bittet, bevor er auf Pilgerreise geht. Zu seiner Zeit bestimmt nicht
üblich, dass eine Frau etwas zu den Plänen des Mannes zu sagen hatte.
Wenn ich von Gleichberechtigung träume, dann davon, dass wir Menschen voller Respekt
miteinander umgehen. Dass Kirche und Politik Wege schaffen, dass niemand mehr
diskriminiert wird. «Da ist nicht jüdisch noch griechisch, da ist nicht versklavt noch
frei, da ist nicht männlich und weiblich: denn alle seid ihr einzigeinig im Messias
Jesus.» (Gal 3,28) Respekt, Toleranz, friedvolles, rücksichtsvolles Miteinander und
gelebte Geschwisterlichkeit bestimmen dann unser Leben und unser Tun.
Dann ist Dorothee Wyss «heilig», weil sie Frau Wyss ist und nicht, weil sie die Frau des
Bruder Klaus war.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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