Weg-Wort vom 16. Januar 2008
Das Leben ein Tanz in den Armen Gottes
Die Festtage sind vorüber. Der Alltag hat uns wieder! Manche sind froh, dass
der Feiertagsstress vorbei ist und sie wieder ihren gewohnten, sicheren
Tagesablauf haben. Andere leben bereits in der gespannten Erwartung auf die
nächsten Festtage.
Für Madeleine Delbrêl (gest. 1964), Sozialarbeiterin im Arbeitermilieu einer
Pariser Vorstadt, war jeder Tag ein Freudentag. Im folgenden Gebet zeigt
sie, dass Sie ihren Alltag als ein endloses Fest, als einen Tanz in den
Armen Gottes empfand:
Ich vermute, du hast von den Leuten genug, die ständig davon reden,
dir zu Diensten zu sein mit der Miene von Feldwebeln.
Dich zu kennen mit der Pose von Professoren,
nach Sportregeln zu dir zu gelangen
und dich zu lieben, wie man einander liebt in einem alten Haushalt.
Eines Tages, da du ein wenig Lust nach etwas anderem hattest,
erfandest du den heiligen Franz und machtest deinen Gaukler aus ihm.
An uns ists, uns von dir erfinden zu lassen,
um fröhliche Leute zu sein, die ihr Leben mit dir tanzen.
Will einer ein guter Tänzer sein, mit dir oder sonstwie,
darf er nicht wissen, wohin es führt.
Nur folgen muss man, aufgelegt sein und schwerelos
und vor allem sich nicht versteifen.
Wir hingegen vergessen die Musik deines Geistes
und machen aus unserem Leben eine Turnübung;
wir vergessen, dass es in deinen Armen getanzt wird,
dass dein heiliger Wille von unvorstellbarer Phantasie ist...
Wenn Leute uns anrempeln,
werden wirs lachend hinnehmen, wohl wissend,
dass beim Tanz so was immer geschieht.
Gib, dass wir unser Dasein leben
nicht wie ein Schachspiel, bei dem alles berechnet ist,
nicht wie ein Match, bei dem alles schwierig ist,
nicht wie ein Zahlenproblem, bei dem man sich den Kopf zerbricht,
sondern wie ein endloses Fest, bei dem man dir immer wieder begegnet,
wie einen Ball, einen Tanz in den Armen deiner Gnade.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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