Weg-Wort vom 6. Oktober 2008
Gebote, Pflichten und Regeln
So wie jede Gesellschaft kennt auch das Christentum Gebote, Pflichten und
Regeln. Zuerst werden Ihnen vielleicht die 10 Gebote in den Sinn kommen,
die, ähnlich wie das Zivilgesetzbuch, Grundrechte der Gemeinschaft und der
Einzelnen regeln. Allerdings wird nicht nur das Gemeinschaftsrecht, sondern
auch die Gottesbeziehung in den Rechtskatalog aufgenommen: Als Christin oder
als Christ sind wir an Grundregeln gewiesen, die das Zusammenleben und die
Beziehung zu Gott klären.
So wird ein religiöses Multitasking im 1. Gebot ausgeschlossen, die
gegenseitige Verantwortung für eine Ehegemeinschaft im 6. Gebot
festgeschrieben oder der Schutz des Eigentums in einem weiteren Gebot
reguliert. Dass der Feiertag zu heiligen ist, also der Sabbat oder der
Sonntag als Gegenüber zum Arbeitstag eine wichtige Funktion haben soll, wird
erklärt.
Diese Gebote sind richtungsweisend und verbindlich, nicht einmal ein
Häkchen, ein Jota soll gestrichen werden. Wenn Jesus da und dort über die
Gebote hinausgeht, fordert er damit zu einer neuen, grundsätzlichen
Wahrnehmung auf, zur Re-Vision: Welche Bedeutung hat ein religiöses Gesetz,
wer hat sich dem Gesetz zu unterwerfen und gilt diese Einordnung
vorbehaltlos zu allen Zeiten und für alle Menschen?
Jesus spricht die Sprache der Freiheit so wie John Steinbeck, der in
Jenseits von Eden schreibt: Das Gesetz ist dazu da, Menschen zu retten,
nicht um sie zu vernichten. Mit anderen Worten: Wenn Gesetze unsinnig
werden, wenn sie der Willkür staatlicher Machthaber entspringen, wenn
Gesetze Menschen und menschliche Möglichkeiten zu vernichten drohen, ist
Widerspruch gefordert. Tradierte Gesetze können auch nachgebessert,
verbessert werden, weil Situationen des Zusammenlebens und Grundierungen
menschlichen Alltags sich verändern können. Darauf weist Jesus immer wieder
hin: Es gibt einen Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Recht-Haben,
zwischen Gesetzen, die menschliche Möglichkeiten fördern und denen, die sie
behindern nur um des Recht-Habens willen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
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