Weg-Wort vom 6. Februar 2009
Standhalten
Das kennen wir gut: Wenn wir in bestimmte, uns wohl bekannte Situationen
hinein kommen, schleichen plötzlich wieder die Unsicherheit und die Ängste
in uns hoch, gegen die wir uns schon lange erfolglos gewehrt haben. Alles
Einreden, positive Denken oder Wegbeten nützt da nichts. Höchstens noch
Ablenken oder Weggehen oder solchen Situationen zum Vorneherein möglichst
aus dem Weg gehen.
Manchmal oft mitten in der Nacht überkommt uns eine abgrundtiefe
Einsamkeit. - Wir fühlen uns zutiefst unverstanden. - Das Gefühl, abgelehnt
zu werden, schmerzt. - Unsere Phantasie malt schlimme Bilder, was alles
passieren könnte, dass wir unfähig sind, nicht liebenswert und überhaupt
Eine unbestimmte Angst erfüllt uns, verkrampft unser Herz, nimmt uns den
Atem.
Wir fliehen dann meistens vor uns selbst, betäuben uns mit Musik oder
schalten den Fernseher ein
Jeder kennt da seine eigenen Möglichkeiten der
Ablenkung.
Im letzten Viertel der Nacht kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See. Als
ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten,
es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch Jesus begann mit ihnen
zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Mt
14,25-27
So unangenehm, schmerzvoll, ja schier unerträglich solche Gespenster für
uns sind und wir vor Angst fast schreien vielleicht lohnt es sich doch, zu
bleiben und nicht zu fliehen, sie an uns herankommen zu lassen, sie
zuzulassen und sie auszuhalten. Denn auch diese Gefühle gehören zu uns, zu
unserem Menschsein. Ihnen standzuhalten, kann heilsam und heilend sein.
Manchmal erweisen sie sich als scheinbare Gespenster und die Begegnung mit
ihnen verändert uns, lässt uns Neues wagen.
Mitten in unserer Unsicherheit und Angst, in der Einsamkeit und im Schmerz
können wir uns zudem vorstellen, dass Gott mit uns ist: Habt Vertrauen, ich
bin es: fürchtet euch nicht! Das nimmt uns die schmerzlichen Gefühle zwar
nicht weg, relativiert sie aber. Und gibt uns Kraft und Mut, mit ihnen zu
sein, mit ihnen zu leben um immer wieder neu überrascht festzustellen,
dass uns aus dem vermeintlichen Gespenst eine neue Freiheit erwächst.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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Hauptbahnhof Zürich
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