Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 12. Februar 2021
Leihgabe
Herr, wie gut wäre es,
könnte ich eines Tages
mit schmutzigen Händen vor Dir stehen.
Du würdest sagen:
«Es war gut.
Du hast Dich eingemischt.
Du hast angepackt.
Du hast auch Fehler gemacht,
hast verletzt, hast verdorben.
Aber Du hast Deine Hände
nicht im Schoß versteckt.
Du gibst sie mir
gebraucht zurück.»
Bei diesem Text von Bernhard Meuser überrascht mich der Schluss. Es ist ungewöhnlich bei
einem eigenen Körperteil wie den Händen von einer Leihgabe zu sprechen, die man irgendwann
wieder zurückgeben muss.
Wenn ich mir zum Beispiel ein Werkzeug ausleihe, dann benutze ich dieses möglichst
sorgfältig. Ich möchte es auf keinen Fall kaputt machen. Der Besitzer soll es danach quasi
im Originalzustand wieder erhalten.
Die Angst eine Leihgabe zu ruinieren ist berechtigt. Im Gleichnis von den anvertrauten
Talenten thematisiert Jesus diese Angst. Er kann sie mir dennoch nicht nehmen. Auch wenn
ich diese Geschichte zum x-ten Mal gehört und interpretiert bekommen habe, bleibt bei mir
ein Rest Sympathie für denjenigen, der das anvertraute Geld einfach vergräbt, damit es
sicher ist.
Das ungewöhnliche Bild von den Händen als Leihgabe befreit mich von dieser Angst.
Selbstverständlich möchte ich meinen Händen Sorge tragen, sie pflegen und schützen, so gut
es geht. Aber ich möchte sie auch nicht irgendwann ungebraucht zurückgeben müssen.
Bildquelle PxHere
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