Weg-Wort vom 3. Januar 2007
Inseln der Stille
Waren Sie schon einmal auf einer einsamen, unbewohnten Insel? Haben Sie da
die wunderbare Stille erlebt? Keinen menschlichen Laut hört man da. Nur das
Rauschen der Bäume im Wind. Unterbrochen von den Rufen vereinzelter Vögel.
Kennen Sie eine solche Stille auch in Ihrem Alltagsleben? Wenn Ihre Seele
zur Ruhe kommt. Wenn Sie ganz bei sich sind. Wenn die Gedanken kommen
und gehen wie bunte Schmetterlinge im leichten Sommerwind. Sich tiefer
Friede ausbreitet in Ihrem Herzen. Leise Freude Ihre Seele streichelt.
Eine vertrauensvolle Gelassenheit Sie umfasst. Zärtliche Dankbarkeit und
Liebe Sie erfüllt ...
Es braucht die Stille und die Einsamkeit, die Reduktion auf das Wesentliche,
um zum Kern unseres Daseins zu gelangen. Um die innere Stimme zu vernehmen,
die unser Leben leitet. Denn die äussere und die innere, spirituelle Welt
sind aufeinander angewiesen. Sie ergänzen sich. Vielleicht gibt es mich nur
als Körper, weil es mich gleichzeitig auch als Geist, als transzendente
Wirklichkeit gibt.
Auf ihre Ausgewogenheit aber kommt es an. Wenn wir die Balance zwischen
Innen und Aussen nicht wie von selbst leben, hilft es, täglich kleine Inseln
der Stille in unsern betriebsamen Alltag einzuplanen auch ein paar
grössere im Verlauf der Wochen. Nur schon wenige Augenblicke der Stille und
Ruhe können für Stunden die Erfahrung vermitteln, dass tief in uns ein Raum
ist, wo der Lärm der Gedanken und des Tages nicht hindringen, wo wir ganz
bei uns sind.
"Auf einer Insel der Stille halten wir gern einmal inne:
Freud und Leid, Erfüllung und Enttäuschung,
Bewegung und Stillstand, Bereinigtes und Unbereinigtes.
Zum einen können wir stehen,
zum anderen haben wir zu stehen.
Wir staunen und danken, wir fragen und bitten
und wir wissen im Innersten:
Wir waren nie allein wir sind es auch jetzt nicht.
Das Innehalten hat uns erfrischt und gestärkt.
Einmal mehr brechen wir nun auf,
lassen uns ein auf die Fülle der Zeit,
die so verschwenderisch einladend uns aufnimmt,
damit wir ihr vollends Gestalt und Inhalt geben."
(Christine Bucher)
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